[928] S. Pior (Prior), Anachor. (17. Juni). Der hl. Pior, welcher bei Butler irrig den Namen Prior führt, steht bei den Griechen in besonderer Verehrung. Als er die Welt verließ, machte er in der Aufwallung jugendlichen Eifers das Gelübde, die Seinigen nie mehr in diesem Leben sehen zu wollen. Er war ein Schüler des großen hl. Antonius, bei dem er die frommen Uebungen des Einsiedlerlebens bis in sein 25. Lebensjahr lernte und übte. Sein Aufenthalt war eine Einsiedlerniederlassung (monasterium) zwischen der Nitrischen und Scetischen Wüste, wo er sich durch Händearbeit nährte. Dem hl. Antonius, seinem geistlichen Vater und Lehrmeister, leistete er durch sein ganzes Leben pünktlichen Gehorsam. Sein Einsiedlerleben war voll schwerer Entsagungen. Nachdem er sich einmal für dasselbe um Gottes willen entschieden hatte, gab es für ihn schlechthin keinen Grund mehr, seine Angehörigen aufzusuchen und mit ihren Angelegenheiten sich zu beschäftigen. Auch bei der wenigen Nahrung, die er zu sich nahm, setzte er die eben begonnene Arbeit fort, damit er während des Essens kein sinnliches Wohlbehagen fühle. Seine Mahlzeit bestand in der Regel aus fünf Feigen und etwas Brod, wozu er von dem schlechten Wasser trank, das ihm sein Brunnen bot. Seine Liebe zur Armuth gestaltete ihm nicht, für geleistete Arbeiten Geld zu seinem Bedarfe anzunehmen. Als einmal ein Landmann, dem er bei der Ernte geholfen hatte, ihn dafür bezahlen wollte, wies er ihn an, den verdienten Lohn dem Priester an der Kirche zu geben. (Cotel. eccl. gr. monum. I. 643–645.) Weitere Einzelnheiten aus seinem Leben, die auch von andern Einsiedlern erzählt werden, übergehen wir, und bemerken nur noch, daß ihn Gott auch mit der Wundergabe geschmückt hat. Sein Zeitalter ist das 4. Jahrhundert. (III. 298. 299.)