[1003] 2S. Publia (9. Oct.). Diese hl. Publia war einige Zeit verheirathet und gebar einen Sohn, Johannes, der lange Zeit Erzpriester an der Kirche zu Antiochia war, und obschon öfter gewählt, aus Demuth durchaus sich nicht bestimmen ließ, den Patriarchensitz zu übernehmen. Als Wittwe widmete sie sich dem Dienste der Armen und Kranken und stand einer Schaar Jungfrauen vor, die ewige Keuschheit gelobt hatten. Als Kaiser Julianus der Abtrünnige i. J. 362 auf seinem Feldzuge nach Persien zu Antiochia sich aufhielt, ließ die hl. Publia, wenn er vor ihrem Hause vorüberging, von ihren Jungfrauen jene Psalmen singen, in welchen David seinen Spott über die Nichtigkeit der Götzen ausspricht, wie z.B.: »Die Bilder der Heiden sind Silber und Gold, Werke der Menschen; sie haben Augen, und sehen nicht, haben Ohren, und hören nicht« u.s.w. Der Kaiser befahl, daß man in der Folge, wenn er vorübergehe, schwei gen solle. Publia achtete aber auf diesen Befehl nicht, sondern stimmte, als er wieder vorüberging, mit ihren Jungfrauen den Psalm an: »Gott erhebe sich und seine Feinde mögen zerstreut werden.« Da ließ ihr der Kaiser durch seine Soldaten Mund und Angesicht so lange schlagen, bis es von Blut völlig unterlaufen war. Die heil. Publia nahm diese Schmach für Ehre an, ging in ihre Wohnung zurück und setzte mit ihren Schwestern die geistlichen Gesänge fort wie vorher. Der Kaiser starb i. J. 363 auf seinem Feldzuge gegen die Perser. Wie lange die hl. Abtissin noch lebte, ist unbekannt; sie scheint aber in demselben Jahre im Frieden entschlafen zu sein. Sie wurde bei den Griechen am 9. Oct. verehrt. Das Mart. Rom. hat ihren Namen am nämlichen Tage und erwähnt ebenfalls der von ihr beim Vorübergehen des Julianus angestimmten Psalmen. (IV. 995.)
Heiligenlexikon-1858: Publia, S. (1)