Richardis (2)

[88] 2Richardis (Richarda) (23. Apr.), seit d. J. 970 die Gemahlin des Grafen Ulrich zu Ebersberg, war die Tochter des Markgrafen Marquard von Kärnthen. Sie diente dem Herrn in Wachen und Beten, pflegte Ihn in den Armen und Nothleidenden, gab ihrem ganzen Hause das Vorbild eines gottseligen Wandels, und war ihrem Manne eine treue und gehorsame Gattin. Sie gebar ihm sechs Kinder, zwei Söhne und vier Töchter. Die meiste Zeit führte sie in dem Schlosse ihres Gemahl zu Inchenhofen ein zurückgezogenes Leben. In ihrem 60. Jahre verlangte sie nach Ebersberg zu ziehen, um fortan daselbst zu wohnen. Von ihrem Gemahl um die Ursache ihres Verlangens befragt, gab sie ihm zur Antwort: »Es wird bald offenbar werden, wenn wir nach Ebersberg kommen.« Kurze Zeit nach ihrer Ankunft daselbst hatte sie eine Erscheinung, worin ihr gesagt wurde: »Bereite dich zu deiner Abreise!« Sogleich bereitete sie sich zum Tode, der am 23. April des Jahres 1013 erfolgte. Auch sterbend vergaß sie die Armen nicht. Nach ihrer letztwilligen Anordnung mußten alljährlich an ihrem Sterbetage so viele Brode an die Armen vertheilt werden, als man von sechs Metzen Mehl backen konnte. Dazu mußten noch Eier und Speck gegeben werden. Ihr Leib wurde in der Kirche des hl. Sebastian zu Edersberg begraben. (III. 96 und Rader.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 88.
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