Rigobertus, S.

[96] S. Rigobertus (Robertus1), Ep. Conf. (4. Jan. al. 17. Juni). Dieser hl. Erzbischof von Rheims, in der Reihenfolge der 27. (28.) war aus fränkisch-ripuarischem Geschlechte um die Mitte des 7. Jahrh. entsprossen. Sein Vater hieß Constantinus, der Name seiner Mutter ist unbekannt. Sie besaßen Güter in der Gegend von Porçaine an der Somme. In der Abteischule zu Orbais erhielt der Heilige seine erste Bildung. Als er das vorgeschriebene Alter erreicht hatte, legte er daselbst die Gelübde ab. Durch seine große Frömmigkeit wurde er bald ein Beispiel der Erbauung selbst für ältere Mönche. Als er i. J. 698 auf den erzbischöflichen Stuhl von Rheims, als Nachfolger seines Vetters, des hl. Reolus, berufen wurde, war er dem Kloster bereits längere Zeit als Abt vorgestanden. Durch weise Verordnungen, namentlich durch strenge Gerechtigkeit brachte er die Diöcese in sehr guten Stand; besonders ordnete er die Einkünfte, von welchen die Canoniker leben sollten und schenkte alle Güter, welche er von Pipin von Heristal erhalten, der Kirche. Durch die strenge Disciplin, welche er in seinem Capitel einführte, wurde es eines der bestgeordneten der damaligen Zeit. Bei dem Majordomus Pipin stand er in großem Ansehen und wurde selbst der Taufpathe seines Sohnes Carl Martell. Diese Gunst gewann und bewahrte er sich durch seine Rechtlichkeit und Frömmigkeit. Als aber nach Pipins Tod i. J. 714 Carl Martell mit dem König Chilperich in Streit gerieth, verwehrte der heil. Rigobert jenem den Einzug, weil er neutral bleiben und eine Plünderung verhüten wollte, und wurde deßhalb von seinem Bisthum vertrieben. Der hl. Rigobert ging anfänglich in die Gascogne und ließ sich i. J. 732, von dem Abte Milo, einem Laien, welchem Carl Martell den Stuhl von Rheims übertragen hatte, zurückgerufen, in Gernicourt (Gerniaca curtis) nieder. Von hier ging er öfter nach Rheims, um in der dortigen Kathedrale die hl. Messe auf dem Altare der Mutter Gottes zu celebriren und andere Kirchen zu besuchen. (Vgl. Febr. III. 212.) Sein Amt durfte er aber, so lang er lebte, nicht mehr ausüben. Der Mann Gottes fügte sich dem ungerechten Urtheile und trug es mit Geduld bis an sein Ende. Er starb zu Gernicourt, wo er auch in der von ihm zur Ehren der hhl. Apostelfürsten erbauten Kirche begraben wurde. Sein Todesjahr ist ungewiß; doch hat d. J. 743 oder 749 viel mehr Wahrscheinlichkeit für sich als d. J. 773. Bald nach seinem Tode ereigneten sich auf seine Anrufung wunderbare Heilungen und Erscheinungen. Im J. 864 ward sein hl. Leib vom Erzbischof Hincmar in das Kloster des heil. Theodorich übertragen, von wo er nach 9 Jahren in die Kirche St. Dionys zu Rheims versetzt wurde. Der Erzbischof Fulco ließ ihn i. J. 892, als diese Kirche abgetragen wurde, in die Muttergottes-Kirche bringen. Eine Zeit lang ruhte er auch in der Kirche zu Neminches in Bermandois, [96] von wo aus ihn aber i. J. 896 der Erzbischof Herivanus in die neue Kirche St. Dionysius außerhalb der Stadt bringen ließ, wo er bis zur Revolutionszeit aufbewahrt und verehrt wurde. Er findet sich in allen Martyrologien. Seine Fürbitte wird vorzüglich gegen das Zahnweh angerufen. Auf Abbildungen sieht man neben ihm einen Schwan, der von alter Zeit her sich im Wappenschild seiner Familie befunden haben mag. Alle andern Erklärungsversuche sind bis jetzt mißglückt. (I. 174.)


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 96-97.
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