Ronanus, S. (2)

[139] 2S. Ronanus (Renanus), Ep. Erem. (1. Juni). In französischen und andern Martyrologien steht dieser Heilige als Bischof in Irland und Einsiedler in der niedern Bretagne. Erstere Bezeichnung rührt offenbar von einer Verwechslung her. Nicht ein einziger Zug in dem ganzen, ihn umgebenden Sagenkreise weist auf eine priesterliche oder bischöfliche Verrichtung. Seine Eltern sollen durch den hl. Patricius bekehrt und getauft worden sein. Den Ort seines Einsiedlerlebens setzt die Ueberlieferung nach Roscoff St. Renan-en-Leon, das nach ihm genannt sein mag. Seine Geschichte ist unbekannt. Man erzählt aber u. A., ein böses Weib habe nicht dulden wollen, daß ihr Mann den hl. Einsiedler besuche und mit Almosen unterstütze. Da sie nun mit ihren Klagen kein Gehör fand, gab sie vor, ihr kleines Töchterlein sei von dem Einsiedler gestohlen und gefressen worden. Der König Grallon ließ ihn deßhalb gefangen setzen und nach Quimper bringen. », Zwei böse Doggen sollen ihn zerfleischen!« lautete das grausame Urtheil. Aber die Thiere legten sich zahm zu seinen Füßen, und offenbarten so die Unschuld des Einsiedlers. Mittlerweile war jenes Töchterchen zum großen Leidwesen jenes Weibes, das hierin die gerechte Strafe Gottes erkannte, wirklich gestorben. Der Heilige erweckte sie wieder zum Leben. Die Kirche des im Eingang genannten Ortes bewahrt noch den Grabstein des Heiligen. Er liegt auf demselben im bischöflichen Ornate, was aber mit obiger Erzählung nicht harmonirt, und tritt ein Ungeheuer, das Sinnbild des Heidenthums oder des Teufels, mit Füßen. Er muß gegen Ausgang des 6. Jahrh. gelebt haben. (I. 83–84.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 139.
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