[172] B. Ruzo, ein Einsiedler in Kempten Der selige Ruzo lebte als Recluse ganz arm und elend auf dem Gottesacker des Klosters Kempten. Er konnte außer den Armen kein Glied seines Leibes bewegen. Mitleidige Menschen brachten ihm die geringe Nahrung, die er genoß, und pflegten ihn, soweit es die äußerste Noth erforderte. Der selige Ruzo stand bei dem hl. Ulrich in sehr großem Ansehen. So oft der hl. Bischof nach Kempten kam, besuchte er ihn und unterhielt sich mit ihm durch geistliche Gespräche. Immer ward der hl. Ulrich durch diesen Armen gar sehr erbaut; denn der Selige war unablässig im Verkehr mit Gott, sang ungeachtet seiner vielen Schmerzen beständig das Lob Gottes und betete für das Wohl der ganzen Kirche. Vor seinem Tode übersendete ihm der hl. Bischof noch einige Kleidungsstücke und empfahl sich seinem Gebete. Mehr weiß man von diesem treuen Diener Gottes nicht; auch scheint man es nie zu einer öffentlichen Verehrung dieses armen Einsiedlers gebracht zu haben, obgleich das Ansehen des heil. Ulrich und dessen Ehrfurcht vor diesem Diener Gottes genügende Veranlassung dazu gegeben hätte. (Joch. Bav. S. S. 423)