Sapor, S.S.

[203] S. S. Sapor. Ep. et Soc. M. M. (20. Nov.). Der hl. Bischof Sapor litt unter der zweiten Verfolgung des Königs Sapor II. im J. 339, nicht erst 341 oder ( H.-L III. 269 bei St. Johannes160) 346. Es war dessen 30. Regierungsjahr. Da kamen die Magier zu ihm mit der Klage: »Wir können die Luft nicht aufheitern, das Wasser nicht klären und die Erde nicht reinigen; die Christen sind daran Schuld, weil sie die Sonne lästern, das Feuer verachten, das Wasser nicht ehren.« Darüber ergrimmt, befahl Sapor den Offizieren der Leibwache und den Polizeibeamten, die Christen zu ergreifen. Diese zogen aus und nahmen die hhl. Mahanes1 (Manes), Abraham4 und Simeon gefangen. Tags darauf fanden sich die Magier, durch diesen Erfolg ermuthigt, wieder bei dem »König der Könige« ein, indem sie ihm klagten, daß Sapor, Bischof von Beth-Nictor (d. i. Haus oder Stadt am Berge Nictor) und Isaak, Bischof von Karcha Beth-Seleucia (nicht weit von Beth-Nictor und gleichfalls in Assyrien), Kirchen erbauten und durch ihre Predigten die Leute verführten. Auch diese befahl der König binnen drei Tagen ihm vorzuführen. Schon am folgenden Tage setzte sich der König auf den Richterstuhl. Sämmtliche Gefangene wurden ihm vorgeführt. Er sprach zu ihnen: Wisset ihr nicht, daß ich vom Geschlechte der Götter bin? Dennoch bete ich die Sonne an und verehre das Feuer. Ihr aber, wer seid ihr, daß ihr meinem Befehle euch widersetzet, die Sonne lästeret und das Feuer verachtet? Darauf antworteten Alle mit einer Stimme: »Wir beten nur allein Gott an, Ihm allein dienen wir.« Der König sagte: Welcher Gott ist gütiger als Ormuzd oder mächtiger in seinem Grimme als Ahriman? Darauf entgegnete der heil. Sapor: »Wir kennen keinen Gott, als den Gott, der Himmel und Erde, Sonne und Mond, alles Sichtbare und Unsichtbare erschaffen hat. Auch glauben wir an seinen Sohn, Jesus von Nazareth.« Da der König dieß hörte, befahl er, ihm auf den Mund zu schlagen, bis ihm alle Zähne ausgefallen wären. Man that es. Darauf sagte der König: Jetzt rufe zu deinem Jesus, daß er dir die Zähne wieder [203] gebe. Der heil. Bischof sprach: »Er hat mir etwas gegeben, was du nicht wissen kannst.« Und warum nicht? fragte der König. »Weil du gottlos bist!« war die Antwort. Diese Worte erfüllten den König mit so heftigem Zorn, daß er ihm Stockschläge geben ließ, mit denen so lange fortgefahren wurde, bis alle seine Gebeine zerschlagen waren und kaum noch eine Spur des Lebens übrig blieb. In diesem Zust ande ließ ihn der König fesseln und ins Gefängniß werfen. Jetzt kam die Reihe an Isaak Der König sprach zu ihm: Bist auch du von der Thorheit Sapors angesteckt? Dann vermische ich dein Blut mit dem seinigen. »Was du Thorheit nennst«, entgegnete Isaak, »ist die höchste Weisheit, von welcher du freilich nichts verstehst.« Du sprichst, wie ich sehe, antwortete der König, zu viel; ich werde dir die Zunge herausreißen lassen. Darauf versetzte Isaak: »Es steht geschrieben: Ich rede von der Gerechtigkeit vor den Königen, und werde mich nicht fürchten.« Nun fragte der König: Wie hast du dich erkühnt, eine Kirche zu bauen? Isaak antwortete: »Wann habe ich je aufgehört, Kirchen zu bauen?« Darauf führte man ihn weg und steinigte ihn zu Tode. Die Steiniger waren Namen-Christen, denen der König mit dem Tode gedroht hatte, weil sie es mit denen hielten, die seine Majestät verachteten und beschimpften. Als der heil. Sapor dieses vernahm, dankte er Gott, daß Er seinem Gefährten die Krone verliehen habe. Er selbst starb zwei Tage später an den Folgen der empfangenen Streiche und der Schwere seiner eisernen Fesseln. Aber dem Leichnam mußte noch der Kopf abgehauen und derselbe dem Könige gezeigt werden, um ihn zu überzeugen, daß er wirklich todt sei. Hierauf ließ der König den Mahanes, Abraham und Simeon vor sich bringen und fragte sie kurzweg, ob sie die Sonne anbeten und das Feuer verehren wollten. Auf ihre Antwort: »Durchaus nicht und niemals! Wir beten Jesum an und bekennen Ihn« verurtheilte der König einen Jeden zu einer besondern Todesart: dem hl. Mahanes ließ er die Haut nom Kopfe bis zum Nabel abziehen, unter welcher Marter er starb. Für Abraham ließ er eiserne Nägel glühend machen und ihm in die Augen bohren; nach zwei Tagen starb er. Den Simeon ließ er in eine Grube werfen, in welcher er bis an die Brust stehen konnte; dann grub man ihn in die Erde ein und tödtete ihn mit Pfeilen. Später kamen einige Christen, nahmen die Leichen heimlich zu sich und bestatteten sie.


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 203-204.
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