Sulpitius, S. (2)

[399] 2S. Sulpitius, Ep. (17. Jan. al 27. Aug.). Dieser hl. Bischof von Bourges (apud Bituriges), d. N. der Zweite, der 29. in der Reihenfolge. führt im Mart. Rom. und sonst den Beinamen Pius, d. i. der Fromme. Er ist nicht zu verwechseln mit dem ältern gleichnamigen hl. Bischof von Bourges, welches den Beinamen Severus, d. i. der Strenge führt, und am 29. Jan. verehrt wird. Zu Vatan (im Berri) geboren, kam er in seiner Jugend als Page an den Hof des Königs Theodorich II. zur Erziehung. Hier schon offenbarte sich seine spätere Heiligkeit. Er übte sich, wie er nur immer konnte, im zurückgezogenen, abgetödteten Leben und im Lesen der hl. Schriften. Oft wachte er betend die Nacht hindurch in den Kirchen unds zeigte sich als mitleidiger Helfer und Tröster der Armen. Der hl. Bischof Austregesilus, vom J. 612–624, hievon unterrichtet, bat den König, den frommen Jüngling, der zum Waffendienste nicht geboren schien, ihm zu überlassen und fand Erhörung. Nachdem er Priester geworden (nach dem Jahr 613), wählte ihn der König Clotar II. zum Almosenpfleger und Vorsteher der Hofgeistlichkeit abbas castrensis). Eine gefährliche Krankheit, von welcher dieser Fürst befallen worden, zeigte die Kraft des Gebetes unsers Heiligen; durch sein 7tägiges Beten und Fasten erlangte er die Genesung. Im J. 624 folgte er dem hl. Austre gesilus, vom Volke Outrille genannt (s. d.), auf dem bischöflichen Stuhle von Bourges nach. Er behielt seine abgetödtete Lebensweise bei: nie ließ er sich mit Silber bedienen, sondern aß stets aus hölzernen oder irdenen Geschirren. Seine Zeit theilte er zwischen dem Gebet und den bischöflichen Amtsverrichtungen. Er hatte das seltene Glück, fast alle Juden der Stadt Bourges zu bekehren und zu taufen. Gegen die Armen hatte er eine zärtliche Liebe, ihr Unterricht lag ihm vor Allem am Herzen. Alles, was er an seinen Einkünften erübrigte, schenkte er ihnen. Als der König Dagobert das Volk durch schwere und ungerechte Steuern drückte, trat er als der Fürsprecher der Armen an dessen Thron und wurde erhört. Im J. 625 wohnte er dem Concil von Rheims bei. Auch in seiner eigenen Kirchenprovinz hielt er mehrere Synoden, doch ist uns von denselben nichts Näheres bekannt. Es gefiel Gott, durch ihn zahlreiche Wunder zu wirken, und sogar Todte wieder ins Leben zurückzurufen. Ein gefährlicher Flußübergang, an welchem die Heiden einst Götzendienst getrieben halten, wurde von ihm unschädlich gemacht, so daß selbst Fischerkähne sich ohne Gefahr hieher wagen durften, indem er vom hl. Chrisma in den Fluß schüttete und ihn segnete. Der Ort heißt le Gour de l'Yevre, an welchen sich jetzt noch wunderbare Sagen knüpfen. Gegen das Ende seines Lebens erhielt der hl. Bischof auf seine Bitte in der Person des hl Ulfolendus (Florandus), der am 12. Dec. verehrt wird, einen Coadjutor. In einer Vorstadt von Bourges, zwischen den Flüssen Yevre und Auron, stiftete er zu Ehren der seligsten Jungfrau ein Kloster, welches anfänglich (von seiner Lage) »Schiff« (nef Navirium), später aber nach seinem Namen genannt wurde. Auch ein Spital, das sich früher in der Nähe der Kathedrale befand, soll er gestiftet haben. Am Thore desselben las man eine Inschrift, welche als Lebensregel und Lebensinhalt des heil. Bischofes gelten kann: Deum time. Pauperes sustine. Memento finis, d. i. Fürchte Gott, pflege die Armen, denk' an den Tod. Außerdem pflegte er oft die Stelle 1. Tim. 6, 8. herzusagen. Er starb am 17. Jan. 644 (647). Die Klosterkirche von Navirium wurde seine Grabstätte Er ist Schutzpatron gegen Feuersbrünste. Von seinen Reliquien sind in Folge der im J. 1793 geschehenen schändlichen Entweihung nur mehr kleine Theilchen z. B. in Vatan vorhanden. Zu St. Sulpice in Paris wurde ehedem ein Arm von ihm aufbewahrt, welcher gleichfalls verloren ging. Sein Festtag ist der 17. Jan; der 27. Aug. ist an einigen Orten dem Andenken an [399] seine Uebertragung geweiht. Ein Theil seines Hauptes wird zu Montreuilsur-Mer verehrt. (II 165–176.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 399-400.
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