[496] S. Theotonius, Presb. Conf. (18 Febr.), Der heil. Theotonius, Priester und Prior des Klosters zum heil. Kreuz in Coimbra, wurde um das J. 1080 in einem Dorfe des Bisthums Tuy (Tude, Castellum Tyde) von wohl bemittelten Eltern geboren und frühzeitig zum geistlichen Stande bestimmt. Der selige Tellus, Stifter des Klosters zum heil. Kreuz, unterrichtete ihn in den heil. Wissenschaften und im Kirchengesang. Der damalige Bischof von Coimbra, Cresconius, der Onkel des Heiligen, stand ihm hilfreich zu Seite. Nachdem er die heiligen Weihen erhalten hatte, übte er mehrere Jahre die Seelsorge in der Stadt Viseu (Viseum). Er gab Priestern und Laien das Beispiel eines außerordentlichen Tugendlebens, indem er sich sogar das Erlaubte versagte, um dem Unerlaubten kräftiger widerzustehen. Als einst die Königin seiner Messe beiwohnte und ihm sagen ließ, er möge sie in kürzerer Zeit als gewöhnlich vollenden, gab er zur Antwort, die Himmelskönigin, zu deren Preis er die Messe lese, sei ungleich erhabener als jede [496] irdische Königin, es stehe ihr übrigens frei, beizuwohnen oder wegzugehen. Außerdem hebt sein Biograph seine Liebe und Barmherzigkeit zu den Armen und zu den leidenden Seelen im Fegfeuer besonders hervor. Einer Frauensperson, welche ihm eine unreine Neigung zu erkennen gab, spie er, um seine Abscheu gegen jede Fleischessünde zu zeigen, kurzweg ins Angesicht. Ein anderes Mal entfloh er den Nachstellungen einer vornehmen Dame, die Schuhe in ihrem Hause zurücklassend. Zweimal machte er eine Wallfahrt zu den heil. Stätten des gelobten Landes. Als sein ehemaliger Lehrmeister, der sel. Tellus mit zehn andern Priestern sich mit dem Bau eines Klosters beschäftigte, um d. J. 1134, gesellte er sich denselben als Zwölfter bei. Im folgenden Jahre wählte man ihn zum ersten Priester vom Kloster der regulirten Kanoniker zum heil. Kreuze. Er leuchtete Allen durch sein Beispiel vor, war überaus demüthig und lag ununterbrochen dem Gebete ob. Mehrfache Anerbietungen bischöflicher Sitze schlug er jedesmal aus, und verweigerte sogar der Königin, sich auf die Ordensregel berufend, den Eintritt in sein Kloster. Nachdem er 30 Jahre im Kloster gelebt, viele Wunder gewirkt und verschiedene Offenbarungen gehabt hatte, starb er im J. 1166, in einem Alter von über 80 Jahren. Er wurde vom Bischofe Michael zu Coimbra begraben. Im Jahre 1630 wurde sein heil. Leib erhoben; ein Arm von ihm kam nach Lissabon, der andere nach Viseu. Er wird abgebildet in Augustinerkleidung. (III. 105–120.)