[544] 95Thomas Garnet (23. Juni) ein Jesuit, war zu London geboren. Er war ein Neffe des berühmten Pater Heinrich42 Garnet und Sohn des Rechtsgelehrten Richard Garnet. Dieser erzog seinen Sohn in Kenntnissen und Tugenden, und schickte ihn, nachdem er selbst um des Glaubens willen Einziehung seiner Güter und viele Unbilden hatte erdulden müssen, zuerst nach St. Omer (Audomarum) in Belgien, und dann nach Valladolid (Vallisoletum), wo er die höhern Studien vollendete und die heiligen Weihen empfing. Um seine Gesundheit herzustellen, begab er sich in sein Vaterland zurück, wo er 6 Jahre lang sehr segensreich wirkte. Aus Sehnsucht nach einem vollkommeneren Wandel drang er in seinen Oheim Heinrich, den Vorgesetzten der Jesuiten in England, ihn ebenfalls in die Gesellschaft aufzunehmen. Schon war er daran, sich nach Belgien in's Noviziat zu begeden, als er gefänglich eingezogen wurde, als wäre er ein Mitwisser und Betheiligter der schrecklichen Pulververschwörung gewesen. Neun Monate lang wurde er unter verschiedenen Quälereien in gefänglicher Haft gehalten, dann aber entlassen und auf einem königlichen Schiffe nach Belgien gebracht. Er trat nun zu Löwen sein Noviziat an, wurde aber schon nach einem Jahre, wegen der von ihm bewiesenen heroischen Tugenden, als eine Stütze für die Katholiken, in sein Vaterland zurückgeschickt. Kaum hatte er das Königreich betreten, als man ihn schon ins Gefängniß warf und dann vor den Richterstuhl des ketzerischen Bischofs von London führte, der vergebens alle möglichen Drohungen und Bersprechungen anwendete, um ihn zu bewegen, den vom König Jakob geforderten Eid zu schwören, in welchem dem römischen Papste alle geistliche Macht über den König und [544] das Königreich England abgeschworen, und nur die Jurisdiction des Königs sogar in allen geistlichen Angelegenheiten seines Reiches anerkannt wurde. Da er dieses Verlangen mit Abscheu zurückwies, wurde er als Majestäts-Beleidiger zum Tode verurtheilt. Nachdem er noch zwei Tage in einem schauderhaften unterirdischen Kerker, in schweren Ketten liegend, zugebracht, wurde er zum Tower geschleift, wo seiner der geheime Rath des Königs Thomas Cäcil wartete und ihm gänzliche Straflosigkeit im Namen des Königs versprach, wenn er nur den besagten Eid der Treue schwören würde. »Lieber möchte ich,« erwiederte der Vater, »5000 Leben lassen, als solchen gottlosen Frevel begehen.« Hierauf bestieg er den Karren zum Tode. Er bezeichnete sich mit dem Kreuze, küßte den Balken, an den er gehängt werden sollte, so wie auch den Strick, den er noch segnete und sich selbst um den Hals legte. Er redete noch zum Volke, und sagte, daß er 9 Jahre als kathol. Priester in England gearbeitet habe, und nie gegen den König ungehorsam gewesen sei. Seine Augen zum Himmel erhebend, stehte er zu Gott, er möge sein Blut nicht vom Könige fordern und seinen Feinden ihr Betragen gegen ihn nicht zur Sünde anrechnen. Er betete noch das Vater unser, Ave Maria und den Glauben und bat auch die Katholiken, mit ihm zu beten. Während er noch den Hymnus »Veni Creator Spiritus« abbetete, wurde der Karren unter ihm weggezogen und er hing nun am Galgen. Nachdem er entseelt war, wurde sein Leib abgenommen und geviertheilt. Die Katholiken verschafften sich mehrere seiner Reliquien, durch welche viele Heilungen bewirkt wurden. Sein Tod ereignete sich am 23. Juni 1608. (Tann. 79.)