[556] S. Tillo Paulus (7. Jan.), in Deutschland und Flandern Thielmann, in Frankreich Theau, in Büchern öfter auch Hillonius genannt. Dieser hl. Abt, ein geborener Sachse, stammte wahrscheinlich von heidnischen Eltern, wurde aber schon in den Knabenjahren von Räubern dem väterlichen Hause entführt, in die Niederlande gebracht, und von da als Sclave nach Gallien verhandelt. Er hatte das Glück, vom hl Eligius, damals noch in Paris, angekauft zu werden, der ihm die hl. Taufe ertheilte und ihn den Mönchen von Solignac (Solemniacum) im Limousin zur Erziehung übergab. Später soll er vom hl. Eligius1 die Goldschmiedekunst erlernt, hernach aber sich in die Wüste der Auvergne zurückgezogen und einige Zeit als Einsiedler gelebt haben. (Sedebat Eligius fabricans indefesso et contra eum Thille vernaculus ejus, ex genere saxonico, qui magistri sequens vestigia etc.) Nach erlangter Priesterweihe wurde ihm die Stadt und Umgebung von Tournay zur Seelsorge angewiesen. Er muß indessen an sehr vielen Orten gepredigt haben, da er nicht bloß in Flandern, sondern auch in Deutschland in Verehrung steht. Wahrscheinlich hat er den heil. Glaubensprediger Ewald, ermordet um d. J. 690, zur Erde bestattet. Nach dem Tode des hl. Eligius um das J. 659 ging er in die Einsamkeit bei Brajeac (unweit Maurioc, Auvergne), um durch Gebet und strenge Buße zu sühnen, was er etwa in seinem öffentlichen Leben gefehlt hätte, und führte deßhalb, um beständig an seinen Vorsatz erinnert zu werden, jetzt den Zunamen Paulus des Einsiedlers. (Nach der Legende war Paulus sein Taufname). Dieses Beispiel fand Nachahmung: als er starb, trauerten 300 Jünger an seinem Grabe. Seine Todesstunde wußte er voraus. Eines Tages nämlich schickte er einen Knaben zu dem Bischofe Hermenus von Limoges: »Gehe hin, mein Sohn, in die Stadt Limoges in aller Eile, und sage dem Hirten der Kirche, er möge morgen hieherkommen, um meine Seele Gott zu empfehlen und meinen Leichnam zu bestatten.« Hierauf empfing er den Leib und das Blut unsers Herrn und entschlief. Er hatte ein Alter von nahezu 94 Jahren erreicht. Der Bischof, der eben krank lag, fühlte in demselben Augenblicke seine Kräfte zurückkehren, und kam eben zu rechter Zeit an, um den heiligen Mann zu beerdigen. Sein Tod wird in's J. 702 (Boll. 700) gesetzt. Man ruft ihn gegen Kinderkrankheiten und Fieber an. (I. 376–380.)