[631] B. Utto, Abb. Conf. (3. Oct. al. 28. Jan.). Des sel. Abtes Utto (Ukko) von Metten32 haben wir bereits in dem Artikel Gamelbertus (II. 351) gedacht. Sein Geburtsort und seine Herkunft ist unbekannt. Nach dem Hinscheiden des heil. Gamelbertus finden wir ihn an seiner Stelle als Seelsorger zu Buch und in der Umgebung, bis er durch die Schrecken des Krieges und Volksunruhen, welche durch heidnischen Aberglauben veranlaßt waren, oder aus Verlangen nach einer einsamen Lebensweise bewogen wurde, den Ort zu verlassen. Damals hatte sich nämlich der bayerische Herzog Thassilo II. mit den wilden Avaren gegen Carl den Großen verbunden und war von diesem bekriegt worden. Die rohen und blutdürstigen Avaren verheerten Alles, und Utto begab sich an das linke Donauufer in die waldreiche Gegend, wo jetzt das Kloster Metten steht, in der Absicht, nach Art der Einsiedler ein verborgenes und beschauliches Leben zu führen und baute ein Kapellchen zu Ehren des hl. Michael. Nachdem er eine unbestimmbare Zeit in dieser Einsamkeit zugebracht hatte, wurde er von Carl dem Großen, als er in dieser Gegend sich auf der Jagd befand, oder nach der Meinung Anderer, als er gegen die Avaren zog, in des Waldes Tiefe, ungefähr an dem Orte, wo dermalen Ottobrunn liegt, aufgefunden, und aufgefordert, sich von ihm eine Gnade zu erbitten. Der fromme Einsiedler bat um ein Stück Land, auf welchem er ein Kloster erxichten könnte, und Carl gewährte die Bitte. In kurzer Zeit stand am Fuße der Vorberge des bayerischen Waldes das dem hl. Erzengel Michael geweihte Kloster da. Als Carl im J. 800 zu Rom die Kaiserkrone empfangen hatte, erlangte er von Papst Leo III. die Bestätigung des ersten Abtes Utto und des neugegründeten Klosters. Hiemit stimmt der Umstand überein, daß auf der Synode zu Reisbach im J. 799 noch kein Abt von Metten gegenwärtig war. Der Papst sendete dem Abte durch den Bischof Aldoloinus von Regensburg, welcher ihm die Weihe gab, einen Abtstab mit einem Griffe von Elfenbein, [631] worin die Worte standen: Quod Dominus Petro, Petrus tibi contulit Utho. (Was der Herr dem Petrus gab, gibt Petrus dir Utho!) Dieser Stab ist noch vorhanden und wird in einem Glaskasten, in welchem sich einige Reliquien des Seligen befinden, nämlich das Haupt, die Hände und die Vorderfüße, aufbewahrt. Utho leitete die neue Klostergemeinde etwa 24 Jahre lang mit großer Weisheit und Kraft. Endlich legte er seinen Hirtenstab nieder, um vom Herrn den Lohn eines treuen Dieners zu empfangen. Er starb in einem Alter von 82 Jahren, den 3 Oct. 829. (Raderus und Stengel nennen den 28. Jan. als Todestag.) An diesem Tage wird auch in Metten sein Fest gefeiert. Die Gebeine des Stifters ruhen in eimem mit vier Siegeln versehenen Kästchen der Evangelienseite des Presbyteriums der Stiftskirche. Die geistlichen Söhne des Dahingeschiedenen verehrten den geistlichen Vater nach seinem Tode, wie sie ihm schon im Leben Verehrung erwiesen hatten. Von einer feierlichen Erhebung seiner Reliquien oder von einer Heiligsprechung melden die geschichtlichen Nachrichten bis zum J. 1646 nichts. Darum wir der in dem Mart. Bened. auch nicht »heilig«, sondern »selig« genannt. Indessen gaben die auf seine Anrufung hin schon in den frühesten Jahrhunderten und später erfolgten Gnadenerweisungen und wunderbaren Heilungen, wovon die alten Schriften viel Rühmens machen (so erhielt z.B. im J. 1303 ein Mönch von St. Emmeram in Regensburg durch Beten an seinem Grabe das seit längerer Zeit verlorne Gehör und die Sprache wieder), hinreichenden Anlaß, daß man ihn durch religiösen Cultus verehrte. Sein Grab war vor Jahren mit zahlreichen Verlobnißtäselchen und Verlobnißgegenständen behangen und bedeckt. Auch segnete man in früheren Zeiten unter seiner Anrufung Brod und theilte es den Leuten aus, welche es unter dem Namen Uttobrod hochschätzten und verschiedentlich gebrauchten. Das im alten Meßbuch des Klosters enthaltene Kirchengebet lautet in der Uebersetzung: »O Gott, der du deinen Diener, unsern seligen Abt Utto, durch barmherzige Berufung geheiliget, und durch glückliche Vollendung zu dir genommen hast, nimm unsere Bitten gnädig an, und verleihe, daß derselbe, wie er nach seinen Verdiensten bei dir ist, bei uns nach seinen Beispielen verbleibe.« – Metten ist bekanntlich eines von den wenigen Klostern, die nach den Stürmen der Säcularisation sich wieder aus 30jährigem Schlafe erhoben haben und jetzt auf's Neue wieder blühen. Der Segen seines Stifters ruhet auf dem gottgeheiligten Hause und wird auf ihm bleiben, wenn auch noch ärgere Stürme kommen, als die der Säcularisation gewesen. (II. 207 u. Bav. Sanct.)