[651] S. Vedastus, Ep. Conf. (6. Febr. al. s. 4. Juni, 2. u. 15. Juli, 30. Sept., 1. fu. 26. Oct.) Dieser Heilige war Bischof von Arras (Atrebatum) in Belgien. Der Ort seiner Geburt und seine Herkunst ist unbekannt. Man glaubt aber, daß die Pfarrei Billac (im Perigord) auf diese Ehre den nächsten Anspruch habe. Hier trägt die Pfarrkirche und ein Brunnen seinen Namen. Nach der Schlacht bei Zülpich treffen wir ihn um d. J. 495 zu Toul, wo er unter dem hl. Bischof Ursusalss gotterleuchteter Priester und Prediger wirkte und bereits im Rufe der Heiligkeit stand. Gott hatte ihn aber zu noch Größerem bestimmt. Er unterrichtete den König Chlodwig in den heilsamen Lehren des christlichen Glaubens und begleitete ihn nach Rheims, zum hl. Remigius. Als er bei Revigny (Reguliacum) den Ornain (Arona) mit dem Könige übersetzte, bat ihn ein Blinder um ein Almosen; der Heilige gab ihm den Segen und das Augen Ucht. Dieses Wunder bestärkte den König. in seinem Beschlusse, und machte auch seine Hofleute bereit, den Glauben anzunehmen. Um dem Evangelium auch in die nördlichen Länder den Weg zu bahnen, wurde zuerst in Arras an der Scarpe, und später in Cambrai an der Schelde, ein lange Zeit mit diesem vereinigtes Bisthum gegründet, welchem der heil. Vedastus vierzig Jahre (500–540) vorstand. Der heilige Remigius von Rheims, welcher durch den König auf ihn aufmerksam gemacht worden war, ertheilte ihm die Consecration. Um das J. 500 kam unser Heiliger in Arras an; Stadt und Land dem Erlöser zu weihen war sein fester Wille. Als er zu Arras einzog, bereitete ihm der liebe Gott den Weg zu den Herzen der Bewohner durch ein neues Wunder: ein Blinder und ein Lahmer, welche seinen Segen empfingen, wurden plötzlich geheilt. Da die Verwüstungen der Hunnen die Jünger Jesu Christi, die sich vielleicht früher daselbst befanden, theils zerstreut theils ausgerottet [651] hatten, konnte der heil. Bischof nirgends eine Spur des Christenthums finden. als in der Erinnerung einiger alten Leute, welche ihm außerhalb der Stadt die Trümmer einer Kirche zeigten, die ganz mit Gesträuchen überwachsen war, und den Thieren zum Aufenthalte diente. Bei diesem Anblicke seufzte er auf und sprach: »Dieß Alles, o Herr, ist über uns gekommen, weil wir und unsere Väter gesündiget haben, aber sei eingedenk deiner Barmherzigkeit« Mit unermüdlichem Fleiße arbeitete er an der Bekehrung des Volkes, errichtete Kirchen und schmückte sie, setzte Priester und Diakonen zu ihrem Dienste ein, streute als treuer Nachfolger Christi überall, wo er willige Hörer fand, bei Reichen und Armen den Samen des göttlichen Wortes aus, und war bemüht, diese durch Almosen, jene durch erheiternden und belehrenden Umgang für das christliche Glaubensleben zu gewinnen. Als er einst bei einem Gastmale die Trinkgeschirre segnete, begab es sich, daß mehrere derselben sofort zersprangen und die Getränke über den Tisch rannen. Der erschreckte Wirth, ein Franke, welcher nicht wußte, wie das kam, erhielt von dem hl. Bischof die Aufklärung, daß die Becher wahrscheinlich dem heidnischen Culte gedient hätten und deßhalb vor dem Kreuze Christi nicht bestehen konnten. Der Vorfall bewirkte neue Bekehrungen. Ueberhaupt bekräftigte Gott die Worte seines Dieners durch viele Wunder. Er heilte Kranke, trieb böse Geister aus, gab Blinden das Augenlicht, verwandelte durch seinen Segen Wasser in Wein, und bändigte die Thiere des Waldes. Sein zweiter Biograph Alcuin, (der Name des ersten und ältern ist unbekannt) schildert die Früchte seines Wirkens in folgender Weise: »Ueberall strahlte die Erkenntniß des göttlichen Gesetzes, aus jedem Mund hörte man den heiligsten Namen Christi, es blühte in den Sitten die Ehrbarkeit keuschen Lebens, in den Herzen Aller brannte die Sehnsucht nach dem himmlischen Vaterlande, das Volk kam zu den festgesetzten Tagen in die Kirche, wo die Feste des Herrn in gebührender Weise mit großer Freude begangen wurden; die Armen erhielten reichliche Almosen in ihren Wohnungen; täglich wurde das Wort Gottes in den einzelnen Ortschaften verkündiget; der Klerus sang die kanonischen Tagzeiten und man konnte sagen: Selig das Volk, dessen Gott der Herr ist. Alle fanden ihre Ruhe im innerlichen Frieben, freuten sich der Erkenntniß der Wahrheit und waren fröhlich in der Heiligkeit der christlichen Religion.« So erreichte der heil. Vedastus die volle Reise der Verdienste und der Lebensjahre. Die Zeit, da Gott die Mühen seines Dieners lohnen wollte, kam näher. Er erkrankte zu Arras an einem hitzigen Fieber, welches seine ohnehin schwachen Kräfte schnell aufzehrte. Man sah ein Lichtsäule über seinem Hause, die bis an den Himmel reichte, und diese Erscheinung dauerte volle zwei Stunden. Als man dem Heiligen davon erzählte, erkannte er darin ein Zeichen, daß sein Hintritt bevorstehe. Er versammelte sogleich seine Geistlichen um sich und gab ihnen die letzten Ermahnungen aus väterlichem Herzen. Dann empfing er die heilige Wegzehrung und verschied in den Händen der Priester, die ihn beweinten am 6. Febr. des J. 539. Alles Volk trauerte. Aber er blieb, wie seine Lebensbeschreibung hinzusetzt, im Himmel sein beständiger Fürsprecher, und hinterließ dem Bisthume das schöne Vermächtniß heiliger Ermahnungen und frommer Beispiele. Man bestattete ihn in der Kirche, welche von ihm selbst zu Ehren der heil. Mutter Gottes erbaut und geweiht worden war, obwohl er bestimmt hatte, daß man seinen Leichnam an einem wenig besuchten Orte außerhalb der Stadt zur letzten Ruhe legen solle. Der heil. Bischof Autbertus vollzog am 1. Oct. des J. 667 seine erste Translation, welcher noch mehrere, die zweite am 2 Juli 852 nach Beauvais, die dritte nach Arras zurück am 15. Juli 893, folgten. Auf seine Fürbitte geschahen zahlreiche Wunder, welche seine Verehrung und Anrufung bis auf die spätesten Zeiten fortpflanzten. Im Mart. Rom. findet er sich zum 6. Februar. Die übrigen angegebenen Daten beziehen sich auf stattgefundene Translationen. Die Auffindung des Hauptes und Armes wird am 2. Jan. begangen. Nach Florus nennen ihn alle Martyrologien. Die Engländer verehrten ihn nach Angabe der Boll. unter dem Namen Zawsler, nach Butler aber unter dem Namen Foster. In der Volkssprache heißt er St. Vaast (Wast). Die Kirche s. N., neben welcher das Kloster St. Waast d'Arras [652] sich befand, ist ein herrlicher Bau und heute noch eine Zierde der Stadt. Die Aufzählung der an seiner Grabstätte geschehenen Wunder (bis in's 14. Jahrh.) füllt 15 Folioseiten der Boll. Auf Bildern wird er dargestellt, wie er einen Bären nach sich zieht oder auch mit einem Wolfe, der eine Gans in seinem Rachen hat. Noch besser sind die Darstellungen, welche ihm die bei seinem Tode erschienene Lichtsäule beigeben. Sehr viele Kirchen und Altäre im nördlichen Frankreich und in Belgien tragen seinen Namen. Auch zu Toul ist er nicht vergessen; bis zur Revolution d.J. 1793 befand sich hier eine Pfarrkirche mit dem Namen St. Vaast. Der größte Theil seiner Reliquien ruht zu Arras in einem kunstvoll gearbeiteten Schreine. (I. 782–815.)