Wereburga, S.

[779] S. Wereburga, V. Abbat. (3 Febr.). Diese hl. Jungfrau, welche auch Wetereburga und Werburga genannt wird, ist nicht, wie geschehen, mit den hhl. Witeburga (Withburga) und Walburga zu verwechseln. Sie war die (einzige) Tochter des Königs Wulfher von Mercien, seit d. J. 657, und seiner Gemahlin Ermenilda, einer Tochter des Königs Erconbert von Kent. Ihre Kindesjahre sahen die Einführung des christlichen Glaubens in jenem Lande durch ihren Vater. Ihr Geburtsort, der damalige Königssitz, war Widuna. Ihre heilige Mutter suchte nach Kräften das Gnadenleben, in welchem sie im ehelichen Stande mit Gott verbunden war, auch in der Tochter zu erwecken und zu erhalten. Unablässig betete sie, Gott möge dieses ihr Bemühen segnen. Wirklich gelang es ihr, die jugendliche Wereburga mit der nämlichen Weltverachtung zu erfüllen, welche sie selbst in sich trug. Im königlichen Palaste lebten Mutter und Tochter wie in einem Kloster. Sie trugen sich möglichst einfach, und wenn sie bei vorkommenden festlichen Gelegenheiten mit Edelsteinen, golddurchwirkten Kleidern, Ringen und anderm Schmuck erscheinen mußten, so waren sie traurig, daß sie nicht, wie Andere, nach Belieben sich kleiden dürften, sondern dem Zwange der Verhältnisse nachgeben müßten, als ob sie in Gefangenschaft lebten. Als der König im J. 675 starb, traten Mutter und Tochter, letztere vielleicht etwas später, ins Kloster Ely. Hier war die hl. Ethelreda, ihre Base, die erste Abtissin, noch am Leben. Es folgte ihr im J. 679 die hl. Königin Sexburga, und dieser die jüngere Schwester und frühere Königin Ermenilda. Im Angesichte solcher Beispiele betrachtete auch die hl. Wereburga sich in dieser Welt als eine Fremde, die nur im Dienste Christi, der sie zu seiner Braut erkoren, den Uebrigen [779] nacheilen müsse. Der hl. Ethelredus, Bruder und Nachfolger Wulfher's, sah mit Freude den heiligen Wandel seiner Nichte und bat sie, die Aufsicht über alle Frauenkloster des Königreichs zu übernehmen. Auch als Abtissin zu Ely folgte sie ihrer Mutter nach, und wandelte nun auch ihren Geburtsort, den Königssitz Weduna, in ein Kloster um. Unter ihren Tugenden ragt hauptsächlich die große Demuth hervor, in welcher sie die geringste unter allen Schwestern sein wollte. Ihr Leben bot ein treues Bild der vollkommenen Weltentsagung, der aufopfernden Nächstenliebe, die sich selbst wehe thut, um die Nöthen Anderer zu heilen, so daß ihre Untergebenen einer weitern Anweisung zum gottesfürchtigen Leben nicht mehr bedurften. (Vgl. Vita S. Ethildritae, cap. 24: (Omnes monasterii famulatus anticipabat, omnibus se inferiorem praebebat, erga omnium necessitates vulneratae charitatis viscera impendebat.) Oft blieb sie nach Abbetung der Tagzeiten noch bis Auf gang der Sonne in der Kirche. Himmlische Sanftmuth strahlte aus ihrem Antlitze, theilnehmende Liebe aus allen ihren Worten und Handlungen. Daher erfüllte ihr zu Trentham am 3. Febr. unbekannten Jahres erfolgtes Hinscheiden alle Klöster des Landes mit tiefer Trauer. Ihre Leib wurde nach ihrem Wunsche im Kloster Hambury (monasterium Heanburgense) begraben. Mehrere hier auf ihre Fürbitte geschehene Wunder legten Zeugniß dafür ab, daß sie im Himmel glorreich fortlebt. Im J. 708 wurde ihr Sarg in Gegenwart des Königs Conrad erhoben und untersucht, und weil sich noch keine Spur der Verwesung zeigte, der öffentlichen Verehrung übergeben. Im J. 835 brachte man, aus Furcht vor den Dänen, die hl. Reste nach Chester (Cestria) in Sicherheit. König Heinrich VIII. ließ die Reliquien entweihen und das steinerne Grabmal in einen Bischofsstuhl umwandeln. (I. 384–390.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 779-780.
Lizenz:
Faksimiles:
779 | 780
Kategorien: