Wernherus, S. (1)

[781] 1S. Wernherus (Wernerus). M. (19. Apr.) Dieser hl. Knabe und Martyrer war von unbemittelten Eltern im Dorfe Ober- oder Nieder-Walmenach geboren. Als Knabe kam er nach Oberwesel am Rhein, um sich durch Arbeit sein Brod zu verdienen, da sein Stiefvater ihn zu Hause nicht länger dulden wollte und beständig mißhandelte. So viel er konnte, stand er hier Allen zu Diensten, welche dieselben in Anspruch nahmen. Bald aber forderte der Herr ein größeres Opfer. Am grünen Donnerstage des J. 1287 (1286), als er eben von der Communion aus der Kirche kam, hängten ihn die Juden an den Füßen auf, weil sie meinten, auf diese Weise müsse er die heil. Hostie, an welcher sie ihren Muthwillen ausüben wollten, von sich geben. Da dieß nicht geschah, peinigten sie den Knaben drei Tage lang bis er starb. Um den Frevel zu verbergen, führten die Juden die Leiche rheinaufwärts bis nach Bacharach, wo sie nicht mehr weiter konnten, weßhalb sie dieselbe in ein Dorngestrüpp warfen, und nach Oberwesel zurückfuhren. Aber sie waren von einem Dienstmädchen heimlich beobachtet und von demselben angezeigt worden; zudem wurde die Leiche des gemordeten Knaben alsbald aufgefunden, weßhalb sie der verdienten Strafe nicht entgingen. Unter großem Volkszulaufe wurde die Leiche des jugendlichen Martyrers am 18. oder 19. April in der Cunibertscapelle beigesetzt. Zu Oberwesel befindet sich eine ihm geweihte Kirche; die gleichnamige schöne Kirche zu Bacharach, deren Chorschluß schon im J. 1293 fertig dastand und dem Gottesdienste übergeben wurde, ist zwar eine Ruine, aber beide beinahe gleichzeitige Denkmale bezeugen, daß der hl. Knabe wirklich unter den Händen der Juden als Martyrer gestorben ist. Die an seinem Grabe auf seine Anrufung geschehenen Wunder sind gleichfalls gerichtlich untersucht und bestätiget. Bilder (z. B. das in der Wernerscapelle zu Oberwesel) zeigen sein Martyrium. (II. 697–740.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 781.
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