Winwaloëus, S.

[818] S. Winwaloëus, Abb. (3. März). Die weitverbreitete Verehrung dieses hl. Abtes wird durch die vielen Variationen seines Namens klar gestellt. Er heißt lateinisch Winwaloeus, Guinvaloeus, Winnavaloeus, Winwalocus, Wingalotus, Wynolatus, ja sogar Winnebaldus und Galnutius, französisch Guingalois, Wennol é, Guignolé und Waloy, und war der Sohn eines walesischen Fürsten, Namens Fragan (Fracan) und dessen Gattin Gwen (Blanca) welche beim Eindringen der Angelsachsen sich von England nach Armorica auf das Inselchen Brehat (Dep. Manche), wo die jetzige Pfarrei Piou-Fragan am Grountflüßchen den Namen dieser Familie fortgepflanzt, geflüchtet hatte. In diesem Lande wurde der heilige Winwaloëus geboren, sowie auch seine Schwester Creirvia. Seine ältern Brüder Guethenocus und Jacut (s. d. d.) waren noch in Großbritannien geboren. Sein Geburtsjahr ist unsicher; die Angaben schwanken zwischen 418 und 455. Frühzeitig verrieth er große Neigung zum Klosterleben, wurde aber durch seinen Vater in der Welt zurückgehalten. Als dieser, durch einen heftigen Donnerschlag erschreckt, andere Gesinnungen annahm, und ihn auf die Insel Laureaca (heutzutage wahrscheinlich Verte genannt) führte, wo ein Landsmann Namens Bedocus, selbst ein Heiliger (der Verehrungstag ist der 9. Dec.), eine geistliche Schule errichtet hatte, war der Lebensberuf des Heiligen entschieden. Die Legende erzählt nun seine großen Fortschritte in den heil. Wissenschaften, seine große Wunderkraft, Frömmigkeit und Demuth. Nachdem der Heilige seine Lehrzeit vollendet hatte, betrat er mit 11 Genossen das Festland, das sie bis zum Flusse Aulne (Aven) durchwanderten, und eine an dessen Mündung gelegene kleine Insel, heutzutage Ti-Bidi (Pfaffenhausen) genannt, zum zeitweiligen Aufenthalte wählten, bis sie an dem Orte, wo nachmals die Abtei Landevenec entstand, auf der gegenüberliegenden Seite des Golfs drei Stunden von Brest sich niederließen. Hier lebte der Heilige mit seinen Mitbrüdern in Zurückgezogenheit, Entsagung und Andacht einzig Gott und seinem Seelenheile bis in sein 85. Jahr. Obwohl er Priester war, berichtet die Legende nichts von Predigten und Missionen, die er gehalten habe. Dennoch bewirkte er zahlreiche Bekehrungen, und selbst der rohe Landesfürst Grallo wurde von dem Rufe seiner Heiligkeit so angezogen, daß er ihn persönlich kennen lernen wollte, und auf seinen Rath mildere Gestunungen annahm. Unter den von ihm gewirkten Wundern ist eine Todtenerweckung, vollzogen an der Mutter eines seiner Schüler, das hervorragendste. Aus seinen Schülern sind sein Nachfolger der heil. Guinailus2 (frz. Guen hael), und die hhl. Riocus2, Ethbinus, Idunetus (von den Boll. und uns Idiumetus, frz. Yonnet genannt), Biabailus (Balayus, frz. Walay), Martinus28 von Vertou, Deicus, Ratianus, Winconus, von welchem außer dem Namen nichts bekannt ist, Gudianus (Gozien) u. e. A. in unserm H.-L. genannt. Sein seliges Hinscheiden, dessen demnächstiges Eintreffen er voraussagte, erfolgte ohne vorausgegangene Krankheit, unmittelbar nach der Feier des heil. Opfers unter den Psalmengesängen seiner Schüler und seinen eigenen letzten Segnungen und Gebeten. Als sein Todesjahr wird bald 504, bald 527 angegeben. Seine irdischen Reste ruhten anfänglich in der Abteikirche zu Penity und nachmals zu Landevenec, von wo sie an viele verschiedene Kirchen vertheilt wurden. Er wird als Einsiedler, wie er den Einwohnern von Armorica das Evangelium verkündet, dargestellt; um dazu einzuladen, hält er ein Glöcklein in der Rechten. Die Kirche zu Landevenec liegt gegenwärtig in Ruinen. In der Bretagne und den angrenzenden Landschaften wird seine ganze Familie als heilig verehrt. (I. 245–261 u. Guerin.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 818.
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