Wulfilaicus, S.

[834] S. Wulfilaicus, Erem. Conf (21. Oct. al. 7. u. 17. Juli). Dieser Heilige wird gewöhnlich als Einsiedler im Bisthum Trier aufgeführt. Sein Name wird sehr verschieden geschrieben: Wulfilaicus, Ulfilaicus, Walfredus, Vulsus, Wolf, Vulfilaicus. Die Franzosen nennen ihn Walfroy, manchmal auch Ouflay. Von Geburt war er nach eigener Aussage ein Lombarde. Seine Eltern erzogen ihn christlich und erzählten ihm Vieles aus den Lebensgeschichten [834] der Heiligen. Einen besonders tiefen Eindruck machten auf sein kindliches Gemüth die Tugenden und Wunder des hl. Martinus von Tours, so daß er ihn besonders verehrte, und den Entschluß faßte, wenn er größer geworden sei, zu seinem Grabe zu wallfahrten. Wirklich verließ der feurige Jüngling die Heimat und wanderte Frankreich zu. Das Kloster St. Yrieix (Aredius) bei Limoges wurde unter Gottes Fügung der Ort, wo er eine Zeit lang blieb, und sich im geistlichen Leben befestigte. Dann führte ihn der hl. Abt Aredius selbst nach Tours, und beide verrichteten hier ihre Andacht. Wie lange unser Heiliger noch unter der Leitung dieses Abtes blieb, und wann er den Wanderstab ergriff, um sich nordwärts im Bisthume Trier eine Einsiedelei aufzusuchen, wissen wir nicht. Sein nächster Aufenthalt war aber das Ardennengebirge, dessen Bewohner damals zum Theil noch Heiden waren. Er unternahm es, unter Gutheißung des Bischofes Magnericus, der ihm die Diaconatsweihe gab, ihnen das Evangelium zu verkündigen. Auf einem Berge, dessen Spitze ein ungeheuer großes Bild der Diana (immensum simulacrum) verunzierte, baute er, um den Aberglauben an seinem Hauptsitze zu bekämpfen, ein Kloster und eine Kirche zu Ehren des hl. Martinus. (Der Ort gehört jeßt unter das Bisthum Rheims.) Neben dem Predigtamte oblag er unablässig dem Gebete und strengen Bußwerken, um für die neue Pflanzung den Segen des Himmels zu erflehen. Nach Art der morgenländischen Einsiedler seiner Zeit bestieg er eine Säule, auf welcher er Tag und Nacht, auch im Winter zubrachte, so daß ihm bei grimmiger Winterskälte die Nägel von den Zehen fielen, und die Eiszapfen an seinem Barte kerzenartig herunterhingen, genoß nichts als Brod, Wasser und Gemüse, und predigte den Volksschaaren, welche sich um ihn sammelten, die Lehre des Heils mit solchem Erfolge, daß sie selbst mit ihm Hand anlegten, das Götzenbild der Diana und andere kleinere der Umgegend zu zerstören. Bald darauf erkrankte er schwer, und sein ganzer Körper wurde mit schmerzhaften Geschwüren bedeckt. In diesem Leiden gebrauchte er das Oel, welches er vom Grabe des hl. Martinus mitgebracht hatte, als Linderungsmittel, und wurde nach einem hierauf eingetretenen erquickenden Schlafe alsbald wieder so gesund, daß er seine Säule besteigen konnte. Aber jetzt befahlen ihm die umwohnenden Bischöfe, dieselbe zu verlassen, was er mit schwerem Herzen that. Darauf wohnte er bis zu seinem Ende gemeinsam mit seinen Mitbrüdern im Kloster, bis ihn der Herr hochbetagt am 21. Oct. zwischen den Jahren 590 und 600 zur ewigen Belohnung abrief. Seine Reliquien wurden am 7. Juli des J. 980, um sie vor den feindlichen Ueberfällen der Normannen sicher zu stellen, unter dem Erzbischofe Egbert von Trier nach dem Städtchen Ivoy (Ivodium, Carignan) übertragen, und sind zur Zeit der französischen Revolution verloren gegangen. Die Verehrung und Anrufung des Heiligen dauert aber im katholischen Frankreich noch fort. (Jul. II. 179 u. Guerin.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 834-835.
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