[849] 12S. Zacharias (17. Nov.), mit dem Zunamen Coriarius, d. i. Gerber, oder Calcearius (Rader, virid. pag. 68). d. i. Schuhmacher, soll zu Constantinopel gelebt haben. Die Legende erzählt: Ein Mann, Namens Johann, der an zeitlichem Vermögen sehr reich war, fing an, ein armes Leben zu führen, ließ Andere an seinen Gütern gemeinschaftlichen Antheil, und brachte ganze Nächte im Gebete zu. Diese Nachtwachen pflegte er in den Vorhallen der Kirchen zu vollbringen. So kam er einmal Nachts vor die Sophienkirche; da die Thüren geschlossen waren, ließ er sich auf einer daneben befindlichen Bank zur Ruhe nieder und sang dazu ein geistliches Lied. Während er so beschäftiget ist, sieht er in der Ferne ein hell glänzendes Licht, und unter dessen Führung einen ehrwürdigen Mann auf sich zukommen. Höchlich erfreut und verwundert zog er sich zurück, um zu sehen, was das wäre. Der Mann kam näher, und betrat die Kirchenschwellen, wo er eine Zeit lang betete; dann machte er das Kreuzzeichen auf die Thürpfosten, und trat dann, immer dem Lichte folgend, sogleich ohne weiteres Hinderniß ein. Ueber dem zweiten Eingange befand sich ein Muttergottesbild, vor welchem er eine Zeit lang auf dem Boden liegend betete. Dann erhob er sich wieder, und öffnete auch diese Thüren, trat dann vor bis zu den silbernen Thorschranken des Atriums und verweilte, wie dem Zuschauer schien, wieder längere Zeit im Gebete. Dann sah er ihn durch das Kreuzzeichen auch diese letzten Schranken aufthun, und rings von Licht umflossen, den erhabenen Tempel betreten. Als er beinahe die Mitte des Heiligthums erreicht hatte, flehte er mit in die Höhe gehobenen Händen um die Gnade Gottes. Nachdem er seine Andacht vollendet hatte, ging er wieder bis zum letzten Atrium des Tempels zurück, wobei die Thore sich jedes Mal auf himmlischen Wink von selbst wieder schlossen. Darüber höchlich erstaunt, gab Johannes genau Acht, welchen Weg der wundersame Beter jetzt einschlug, und [849] folgte ihm unbemerkt nach, sah ihn bei einem kleinen Hause unfern der St. Julianuskirche still stehen, und hörte, wie er seine Frau mit dem Namen Maria anrief, die ihm mit einer Laterne, (das ihn auf dem Wege umstrahlende Licht war plötzlich verschwunden) entgegenkam, sogleich öffnete. Der fromme Schuster legte sich aber nicht zu Bette, sondern fing sogleich zu arbeiten an. Jetzt trat Johannes zu ihm hinein, und bat ihn, seine Lebensschicksale ihm zu offenbaren, worauf Zacharias nach längerem Sträuben erzählte, daß er längere Zeit in schweren Sünden gelebt habe, aber durch Gottes Gnade zur Bekehrung geführt worden sei. Mit seiner Gattin lebe er enthaltsam wie mit einer Schwester zusammen. Sein Arbeitsverdienst reiche zu seinem Lebensunterhalte auf ein Vierteljahr, die Hälfte davon gebe er Christus in den Armen. Alle Tage stelle er sich das Gericht Gottes und seine Ankläger bei demselben, welche ihm den Weg in den Himmel versperren wollen, vor Augen. Darauf verließ Johannes Gott dankend das Haus, Zacharias aber änderte alsbald seine Wohnung, um in seinem demüthigen, in Gott verborgenen Wandel nicht weiter gestört zu werden. Kein Sterblicher hat seitdem etwas von ihm gehört. So die griechischen Menäen, welche bekanntlich auf geschichtliche Genauigkeit keinen Anspruch machen.