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[5] des hochwürdigen hochwohlgeborenen Herrn Domdecans
Facta loquantur!
Das »Heiligen-Lexikon«, welches seit dem Jahre 1858 in der B. Schmid'schen Buchhandlung (A. Manz) in Augsburg in Lieferungen erscheint, hat bereits in Europa und Amerika, vielleicht auch noch weiterhin, so viele Gönner und Freunde gefunden, daß es gewiß nicht unpassend erscheinen dürfte, des Mannes hier mit einigen Worten zu gedenken, der dasselbe unternommen, begonnen, viele Jahre geleitet und als sein Lieblingskind mit aller Freude und Treue besorgt hat.
Wir wollen daher hiemit dem mit Recht hochverehrten Urheber und Herausgeber des besagten, auch in Rom sehr geschätzten historisch-theologischen Werkes ein kleines Monument ehrenvollen Andenkens errichten1.
1) Der selige Domdecan Dr. Johann Evangelist Stadler ist im Bisthum Regensburg, in Parkstetten, den 24. Dec. 1804 geboren und von seinen Eltern, frommen und christlichen Schullehrersleuten, fromm und christlich erzogen worden.
Früh schon zeigten sich an ihm Spuren hervorragenden Talentes; er erwarb sich daher nicht nur die gewöhnlichen Schulkenntnisse mit sehr leichter Mühe, sondern er genoß auch noch besondern Unterricht von Seite seines Vaters in den Schulgegenständen und in Gesang und Musik.
Mit Dank und Freude gedachte Stadler stets seiner lieben, braven Eltern, ihrer heilsamen Lehren und edlen Beispiele, ihres Eifers im Gebete und im hl. Gottesdienste, sowie ihres friedlichen Zusammenlebens; ebenso war er seinen Geschwisterten stets mit treuer Liebe zugethan.
2) Nach reiflicher Erwägung, aller Umstände kam der junge Stadler in dem Alter von etwa 12 Jahren als Student nach Straubing und er machte dort durch seine Talente, seinen Fleiß, Fortgang und sein Betragen seinen Lehrern und Eltern Ehre und Freude. Die Mittell zur Bestreitung seiner Lebensbedürfnisse erlangte Stadler zum größern Theile durch Unterstützung mitleidiger Gönner, besonders aus dem geistlichen Stande. Mit nicht ermüdendem Eifer machte er alle Klassen des Gymnasiums durch, absolvirte im J. 1821 als der Erste seines Curses das Gymnasium, und bezog darnach, circa 18 Jahre alt, die Universität Landshut, wo er nebst den eigentlich-obligaten Fächern dem Studium der klassischen und neuern Sprachen besondere Vorliebe zuwendete.
Im zweiten Jahre widmete sich Stadler, dem ganz gewiß auch in jedem andern Fache die schönsten Aussichten offen gestanden wären, aus edler, freier Neigung der Theologie, und studirte die Gegenstände dieser Facultät unter den vortrefflichen Professoren Hortig, Schneider, Mall und Allioli. – Das Sprachenstudium wurde aber auch da mit Eifer fortgesetzt und er machte setzt besonders in den morgenländischen Sprachen unter Allioli's und Mall's Leitung erfreuliche Fortschritte.
[5] 3) Im J. 1825 trat Stadler in's Georgianum in Landshut ein, wo damals Dr. Wiedemann Director und A. Stummer Subregens war. – Stadler hatte das Glück, sich in die Verhältnisse des Seminarlebens sehr leicht zu finden; er gewann auch die besondere Gewogenheit des Hrn. Directors und die Liebe und Freundschaft der bessern seiner Collegen im Seminar.
Den bestehenden Vorschriften gemäß hatte Stadler dann noch ein Jahr im Diöcesan-Seminar in Regensburg zuzubringen. Hier kam er unter die Leitung des nachmals im wohlbegründeten Rufe der Heiligkeit gestorbenen, durch Gelehrsamkeit, hohe geistige Erleuchtung und die edelsten priesterlichen Tugenden geschmückten Regens und Dompfarrers Dr. Michael Wittmann (spätern Weihbischofes von Regensburg, von welchem wahrhaft großen Manne Stadler mit tiefstem Respekte sprach.
Am 23. Juni 1823 wurde Stadler vom damaligen, in ganz Deutschland hoch gefeierten Bischofe I. Michael von Sailer zum Priester geweiht und hatte so wieder das Glück, auch diesen großen Mann wenigstens von Angesicht zu Angesicht zu sehen und kennen zu lernen.
[Man vgl. hiezu die vortreffliche Schrift: »Leben und Wirken des Bischofs M. Wittmann von P.R. Mittermüller, O.s.B., Landshut 1859« und Aichingers Biographie Sailers, Freiburg bei Herder 1865.]
4) Bald darnach kam Stadler als Kaplan nach Otzing bei Plattling in Niederbayern, woselbst er einerseits die Pflichten dieses seines seelsorglichen Berufes mit Eifer, Würde und Segen erfüllt, anderer Seits aber auch seine Studien wieder aufgenommen und fortgesetzt hat. Er studirte im Gebiete der Theologie besonders die liturgischen Fächer und im Gebiete der Philologie die neuern und die morgenländischen Sprachen, so gut ihm dieß nur möglich war, und war so bedacht, sich auf einen akademischen Lehrstuhl vorzubereiten.
Obwohl ihm nun hiezu seine früheren Professoren und andere hochgestellte Geistliche dankenswerthe Beihilfe leitesten, so erkannte Stadler doch bald die Nothwendigkeit, seinem Studium all' seine Zeit und Kraft zu widmen. Ein Reisestipendium zum Besuche einer in- oder ausländischen Universität zu erlangen, war nun sein ganzes Sinnen und Streben; allein ein dießbezielendes Gesuch schlug fehl; jedoch gewährte ihm die damalige k.b. Regierung freie Station im Georgianischen Seminar in München, in welches er sodann im Nov. 1828 abermals einzog. Sofort besuchte er wieder die Collegien der Universität im J. 1829 zum Doctor der Theologie ernannt wurde.
5) Da indeß Dr. Stadler noch immer Zögling des Seminars war, hatte er auch vielfachen Umgang mit den Alumnen, und er benützte denselben, ihnen für ihre Studien und Bestrebungen so manchen guten Rath zu geben.
Etwas später begann er sein öffentliches Lehrfach und zwar als Lehrer der hebräischen Sprache am neuen Gymnasium in München; er widmete sich diesem Fache mit aller Liebe, sorgte für geeignete Lehrmittel und verfaßte hiezu auch ein kleines »hebräisch-lateinisches Lexikon«, welches bald auch in vielen andern Schulen benützt wurde. Gegen Ende d. J. 1830 wurde Dr. Stadler Cooperator am hl. Geist-Spital in München und im J. 1931 Privatdocent an der Univeresität. Als solcher lehrte er syrische und chaldäische Sprache und hatte nie Mangel an Schülern, da er, vermöge seines freundlichen Verhaltnisses zum Seminar, auch nach seinem Austritte aus demselben stets wieder Liebhaber für diese Fächer zu sammeln vermochte.
Nach Abgang des Subregens Pruggmeyer wurde Dr. Stadler, dem Vorschlage des Directors Wiedemann entsprechend, Subregens im Georgianum und bald darauf außerordentlicher Professor an der Universität. Dr. Stadler war setzt beflissen, diesen beiderseitigen Pflichten gerecht zu werden. Nahm die Professur mehr seine Talente in Anspruch, so seine Stellung als II. Seminar-Vorstand mehr sein edles Herz. Freunde und Feinde – wenn Stadler da je Feinde gehabt hat – rühmten seine Höflichkeit und Artigkeit, und Dr. Stadler hatte recht, mit Nachdruck seine Zuhörer auf den peinlichen Eindruck zu verweisen, den ein unhöflicher Geistlicher gar vielfach [6] hervorruft. »Lernen Sie nur hübsch höflich zu sein! Sind es Andere gegen Sie auch, um so besser; sind diese es nicht, so geben Sie ihnen Gelegenheit, es von Ihnen zu lernen.« – Stadler liebte Wahrheit und Gerechtigkeit, war jeder Wohldienerei mit Recht abhold, und sah es gerne, wenn die »Herren« mit einander fröhlich und munter waren, ja er beförderte diesen frohen Sinn in ihnenwo und wie er konnte ohne seinem Ansehn und seinen Pflichten etwas zu vergeben.
Begeistert für das Schöne und Ehrwürdige in den hl. Handlungen und Gebräuchen der Kirche, suchte er seine Zöglinge mit deren Wesen, Geschichte, Zweck und Form genau bekannt zu machen und hier war er sehr präcis, oft vielleicht zu präcis; aber – so bezeugten es seine Schüler – »aber von Stadler konnte man Etwas lernen.« Zudem verstand er's, seinen Unterricht durch allerlei Anekdoten, Witz- und Stachelworte zu beleben und interessant zu machen.
6) Als ordentlicher Professor der Theologie, wozu er im J. 1836 ernannt wurde, setzte Stadler das ihn treffende sprachliche Lehrfach fort und bezog eine Wohnung in der Stadt. Nebenher leistete Stadler mit Predigen und Beichthören dankenswerthe Dienste und genoß mit Recht viel Gunst und Beifall. Daß er aber doch auch Gegner gehabt habe, wollen seine Verehrer aus dem Umstande ableiten, daß er ohne sein Verlangen im J. 1839 zum Domcapitular in Augsburg ernannt worden ist. Wir können indeß hierüber keine nähern Auffschlüsse bieten.
Er mußte sich nun trennen von seinen Collegen und Freunden in München, dem unvergeßlichen Professor Möhler u. A., und sich in ein gantz neues Fach einstudiren, was ihm nicht gar leicht angekommen sein soll.
7) Er hatte indeß das Glück, von dem damaligen H.H. Bischofe von Augsburg, Dr. Peter von Richarz sehr freundlich aufgenommen zu werden und auch das Vertrauen vieler anderer hochgestellter Personen aus dem geistlichen un d dem Laienstande zu gewinnen; doch soll der damalige Hr. Generalvicar Metzler ihm weniger geneigt gewesen sein. Da geschah es denn öfters, daß wenn Pfarrer oder Kapläne, die zahlreich zu Stadler kamen, über die von Hrn. Metzler ihnen gewordene nicht allzu freundliche Bahandlung klagten, er sie beim Rockknopf genommen und mit den Worten beruhigt haben soll: »Still, still; er machts mir ja auch nicht besser!«
8) Nebst seinen Amtsgeschäften als Domcapitular und b. geistlicher Rath entwickelte er jetzt wieder eine erhöhte Thätigkeit im Gebiete der Literatur und der Seelsorge, als Prediger bei verschiedenen Anlässen, als Beichtvater, als Religionslehrer in höheren Instituten und Familien u. dgl.
Im J. 1858 wurde Stadler Domdecan, bezog die Domdecanats-Wohnung und hatte so das Glück, gerade zwischen zwei Herren zu wohnen, denen er mit ganzer Seele ergeben war, nämlich zwischen seinem H.H. Bischof Pankraz und seinem H.H. Generalvicar Dr. Gratz.
Das ihm zugewisene Officialat machte dem präcisen und strteng gewissenhaften Manne freilich viele Beschwerden und Sorgen, allein auch da milderte und erleichterte sein heiterer, witzreicher Humor viele dieser schmerzenreichen Verhandlungen.
9) Einen weitern Trost fand er in den schönen Reisen, die er oft und gerne machte und dabei bisweilen ziemlich weit kam. So war er u. A. zweimal in Rom und hatte jedesmal das Glück, vom heil. Vater (Gregor XVI. und Pius IX.) auf das Huldvollste aufgenommen zu werden. Er sprach vor Gregor XVI. das Italienische so elegant, daß dieser gar nicht glauben wollte, daß er ein Deutscher sei. – So wurde nach und nach auch sein Haus mehr und mehr geziert mit den Trophäen dieser Reisen – in allerlei Bildern und Karten von Frankreich und Italien etc.
1) Stadler war unstreitig ein Mann, der mit Talent, Eifer und Segen so gewirkt hat, daß sein Andenken in Ehren verbleiben wird. Schöne Talente hatte ihm die Natur verliehen; er aber hat sie durch Fleiß und würdige und wohlgeordnete Thätigkeit vermehrt und erhöht, – im Wissen und im Können.
[7] Nicht nur in theologicis war Stadler vortrefflich bewandert, er war auch in Philsophie und Geschichte und allen jenen Disciplinen zu Hause, die einem Manne seiner Stellung zu wünschen sind, und verdankt dieß Glück wohl auch den trefflichen, für ihn so günstig gestimmten Professoren, die er gehabt hat.
Was das Können betrifft, so soll hier nur vorübergehend auf seine nette und zierliche Handschrift aufmerksam gemacht werden, auf die er sich selbst stets viel zu gut gethan. Wie weit er's in Musik und Gesang gebracht hat, welche Künste er als Knabe und Student gelernt und geübt hat, das ist dem Berichterstatter nicht bekannt geworden.
2) Sein Haupttalent lag indeß im Gebiete der Philologie. Stadler war ein Sprachengenie. Mit seltener Liebe und Leichtigkeit lernte er fremde Sprachen und suchte sich dann in denselben stets weiter fortzubilden. Vom sel. Cardinal Mezzofanti wurde erzählt, daß er über 40 Sprachen verstanden und correkt gesprochen habe. Bis zu 40 Sprachen hat es nun unser Mezzofanti – Dr. Stadler – nicht gebracht; wohl aber zu 14; er sprach nämlich nebst seiner deutschen Muttersprache
a) die klassischen Sprachen der Griechen und Römer; ferner
b) die modernen Sprachen – Französich, Italienisch und Englisch mit Perfektion;
c) die morgenländischen Sprachen – und zwar das Hebräische, Syrische, Aramaische, Arabische, Persische und die Sanskritsprache;
d) er lernte in spätern Jahren noch die polnische und spanische Sprache, also in Summa 14 Sprachen.
Diese seine Sprachkünste benützte Stadler sehr würdig im Dienste der Kirche, um Engländer, Franzosen, Italiener etc. Beicht zu hören, sie religiös zu belehren und zu trösten.
3) Die Wirksamkeit Stadlers ist schon oben angedeutet worden. Nebst und nach seinen Amtsgeschäften befaßte er sich gerne und eifrig mit der religiösen Literatur las sehr fleißig die wichtigsten und besten neuen Werke und lieferte selbst mehrere mit Recht geschätzte Beiträge hiezu.
Wir nennen als Stadlers Werke
I. im philologischen Gebiete: a) sein hebräisch-lateinisches Lexicon vom J. 1831; dann b) seine arabischen Paradigmata vom J. 1835.
II. Im theologisch-homiletischen Gebiete: Verschiedene meist in Heims »Predigt-Magazin« gedruckte Kanzelvorträge und Reden.
III. Im biblisch-exegetischen Gebiete: a) seine Doctorats-Dissertation: »De identitate Sapientiae« V.T. et »Verbi (Λόγου)« N. T. vom J. 1829. b) seine Dissertatio super Joh. VIII 25. (Jesus sprach: »Ich bin der Anfang, der auch zu euch redet«. Man vgl. ad hoc Allioli's Anm. in seiner hl. Schrift.)
IV. Im katechetischen Gebiete gab Stadler den Koch'schen und den Schuster'schen Katechismus neu heraus, ohne jedoch in diesem Gebiete besonderes Glück zu haben.
V. Im ascetischen Fache gab er neu heraus a) den s.g. Cursus Marianus und b) Nacks Charwochenbuch.
VI. Im liturgischen Gebiete verfaßte er den rühmlichst bekannten »Ordo divini officii«, gab neu heraus das kleinere Augsburger Diöcesan-Rituale (1857) und entwickelte einen besonders dankenswerthen Eifer für Revision und correkte neue Ausgaben des röm. Meßbuches und Brevieres.
VII. Außerdem lieferte er noch viele Recensionen, kleinere Aufsätze, dann Vorredn zu mehreren Schriften, so z.B. Prof. Dr. Jochams »Lebensgeschichte des sel. Herrn Directors Wiedemer«, zu Ad. Bouriers »Rüstung zumgeistl. stande und Leben« u.a.m.
VIII. Sein Hauptwerk war und ist aber sein »Heiligen-Lexikon«, welches er im J. 1858 begonnen, bis zum 55. Bogen des III. Bandes fortgeführt, aber leider nicht mehr vollendet hat. In den ersten Jahren hat ihm dabei der damalige Domprediger (nachmalige Seminar-Regens, dermalige geistl. Rath und Stadtpfarrer) Hr. Fr.J. Heim vorzügliche Beihilfe geleistet; später mußte sich Stadler wieder um andere Gehilfen für dieses großartige, sehr mühe- aber auch sehr verdienstvolle Werk umsehen.
[8] Er selbst entwarf, revidirte und leitete dasselbe stets mit der allergrößten Pünktlichkeit und freute sich sehr, daß selbes bei Sachkundigen so wohlwollende Aufnahme fand.
Nach Stadlers Tod hat die Fortsetzung des »Heiligen-Lexikons« Hr. Pfarrer und Kammerer Ginal in Starnberg übernommen, welcher schon seit Jahren unter Stadlers Leitung daran gearbeitet hatte und in Stadlers Testament speciell dazu berufen worden war.
Ungedruckt sind auch noch die Vorlesungen vorhanden, welche Stadler als Universitäts-Professor über biblische Einleitung und biblische Exegese etc. gehalten hat.
In seinen frühern Jahren fertigte Stadler ein sehr einläßliches und exactes »Tagbuch«; mit dem Eintritte in's Domkapitel Augsburg und der Vermehrung seiner Geschäfte unterblieb jedoch dessen Fortführung, im Uebrigen behielt er bis zum Tode eine hervorragende Liebe zur Pünktlichkeit und Accuratesse in allen seinen Geschäften, besonders in allen schriftlichen Arbeiten bei.
4) Sein Character und Wandel war würdig seines Berufes und Standes. – Einen gewissen Ruf erlangte er durch seine vielen Anekdoten, Witzworte, Räthsel u. dgl., die meistens seine Erfindung, der hl. Schrift oder Legende entnommen waren, und ihm und Andern viele Freuden bereitet haben.
Etliche kleine Proben davon sollen hier nicht fehlen:
Stadler fragte z.B.: Wie Davids Kammerdiener geheißen habe? Dann: Wie der Haushofmeister des Zachäus hieß? Ferner: Was David für ein Sänger gewesen sei? und die von Andern selten errathene Antwort gab er dann selbst also: Ad a. der hieß: »Amplius«; denn David sprach: Amplius lava me. Ad b. Der hieß »Gaudens«; denn es heißt: Excepit eum Gaudens Ad c. Ein »Bassist«; denn er fang. de profundis.
Wiederum fragte Stadler: Warum sagen wir denn »Ora pro nobis S. Dei genitrix«. – Die Antwort war: »Ut digni efficiamur« etc.
Er fragte: Wie heißt die berühmte seeestadt, die im »Salve regina« vorkommt? (»Ostende«) etc.
Um nicht in Verlegenheit zu kommen, soll Stadler stets eine schriftliche Sammlung solcher Anekdoten und Curiositäten bei sich geführt haben.
5) Heiter wie er selbst gerne war, gönnte er's auch Andern, heiter zu sein; und wie er's verstand, heiter zu sein mit den Fröhlichen, so versäumte er's auch nicht, thätiges Mitleid zu haben mit den Leidenden und ihnen nach Thunlichkeit zu helfen.
Und daß ein Domherr in Augsburg von Bedrängten aller Art fort und fort ge- und besucht wird, ist wohl eine allbekannte Sache. Dr. Stadler ist auch in dieser Richtung nicht nur gesucht, sondern auch oft gemißbraucht worden, was er selber gar wohl wußte und merkte, aber doch Andern es nicht entgelten ließ.
Seine vorzügliche Unterhaltungsgabe hat es u. A. vermocht, selbst dem strengen Ernste des H. Bischofes Dr. P. von Richarz manch' heiteres Lächeln abzugewinnen.
6) Freilich sollen diese Zeilen frei sein von parteilicher Gunst und tendenziöser Lobhubelei und man glaubt, daß dieß auch der Fall ist; gewiß dürfen sie aber das Gute, wo sie es Wahrheit finden, hevorheben, wie es einst auch Sailer in seinen Biographien von Heggelin und Winkelhofer etc. gethan hat; sie dürfen sonach konstantiren, daß Domdecan Dr. Stadler im Ganzen eine sehr geschätzte Persönlichkeit, ein würdiger, verdienstvoller Priester, ein sehr gelehrter, gebildeter, freundlicher und gütiger Herr gewesen ist und als solcher bei allen denen gegolten hat, die ihn zu kennen Gelegenheit hatten. Man glaubt, er sei Niemanden Feind gewesen, er habe mit Wissen und Willen Niemand (ohne Recht) wehe gethan.
Trotz aller Munterkeit bewahrte Stadler in geselligen Kreisen mit sichtlicher Treue stets das amtliche Stillschweigen. Mit Andern suchte er soviel als möglich im Frieden auszukommen, war aber in den letzten Jahren oft sehr besorgt über die der Kirche drohenden Gefahren.
7) Einem Landgeistlichen gegenüber betonte er einmal die schwierige Stellung des höhern Klerus in großen Städten. Derselbe entgegnete: Wahr ists, daß der höhere Klerus, zumal in großen Städten, setzt viel Bitteres zu befahren habe; allein[9] Aehnliches hat der Landklerus ja schon seit Jahren gar oft erfahren und es trafen die Pfeile der Lästerung gar nicht selten würdige, wackere Geistliche in gar mannigfaltiger Weise. »Wir Landgeistliche«, so setzte dieser Geistliche bei, »bekommen eben den Straßenstaub gleichsam par terre zu kosten, der höhere Klerus aber erst im I. u. II. Stockwerke.« Darauf lächelte Stadler und meinte, es sei dieß nicht unrichtig und nur zu wünschen, daß alle Geistlichen unitis viribus mit klarer Erkenntniß ihrer Lage und ihrer Pflichten, mit Eintracht und Muth sich rüsten gegen alle Gefahren,
8) Er selbst ist nun frei von allen diesen Gefahren und Bedrängnissen; nach kurzen Leiden und entsprechender ächt christlicher und priesterlicher Vorbereitung trat der große Reisefreund Stadler seine letzte und größte Reise an – in die Ewigkeit – den 30. December 1868; er starb, wie wir hoffen und glauben, im Frieden und in der Gnade seines Herrn.
Die Beerdigung seiner Leiche fand mit hoher Feierlichkeit und unter zahlreichster Antheilnahme des Klerus und der Honorationen aus allen Branchen etc. statt. Sein vieljähriger Lehrer, Gönner und Freund, Titl. Hr. Domprobst Dr. von Allioli sprach an seinem Grabe eine Leichenrede, würdig des gefeierten Redners und des ehrwürdigen Verklärten.
9) Ein mit Präcision abgefaßtes Testament Stadlers stellt seinen letzten Willen in einer Weise dar, welche gewiß für seine Pietät einen neuen Beweis liefert.
Sein sämmtlicher Nachlaß mag etwa die Summe von 12000 fl. erreicht haben. Den interessantesten Theil desselben bildete gewiß seine in jeder Hinsicht vorzügliche Bibliothek, welche später Hr. Buchhändler Lama in Dillingen um 2500 fl. erworben hat. Wir machen Freunde theologischer und philologischer Studien auf die vortrefflichen Piecen aufmerksam, welche diese von Stadler als Kenner mit Umsicht und um hohe Preise nach und nach erworbene Büchersammlung enthält; möge dieser Schatz nicht in's Ausland versandt, sondern dem Inlande – Bayern – erhalten werden.
Seine sonstige Haus-Einrichtung erreicht eine ähnliche Summe von 2500 fl.
Nebst Berücksichtigung seiner zahlreichen Anverwandten bestimmte Stadler a) eine dankenswerthe Summe für den Augsburger Diöcesan-Emeritenfond, b) dann in Parkstetten u. dgl.
Möge seiner Seele das ewige Heil, seinem Namen ein ehrenvolles Andenken, seinen Bemühungen und Leistungen aber ein gesegneter, andauernder Erfolg zu Theil werden!
L.H.
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