Ahorn

[79] Ahorn, Acer. (Polygamia Monoecia. Acerineae.) Eine reichhaltige Gattung meist hochwachsender Laubholzbäume, wovon mehrere nordamerikan. Arten bei uns recht gut gedeihen. Von den einheimischen Arten ist erwähnenswerth :der Bergahorn (A. Pseudo-Platanus) gemeiner Ahorn, leicht kenntlich an den abwärts hängenden Blumen und Fruchttrauben; die Blätter 5lappig, unten graugrün; Baum erster Größe mit schlankem, schönem Wuchse und platanenähnlicher Belaubung; kann 2–300 Jahre alt werden. Er liebt vorzugsweise die nördlichen Abhänge der Berge und will einen guten Boden haben, wenn auch dabei kiesig oder sandig, und etwas feucht; [79] in nassem Grunde aber gedeiht er nicht. Als Hochwald verlangt er eine 100–120jährige, als Niederwald eine 25–30jährige Umtriebszeit, und dabei gehört er unter die schnellwüchsigen Laubhölzer. Die Anzucht des Bergahorns geschieht immer aus Samen. Das Bergahornholz ist weiß, marmorirt, von dichtem Gefüge und nimmt eine schöne Politur an, wird deßhalb von Kunstschreinern, Wagnern, Drechslern, Holzschneidern und insbesondere von Instrumentenmachern sehr gesucht. Getrocknet ist der Kubikfuß bis zu 50 Pfd. schwer. Das sog. franz. Ahornholz ist recht knorrig und verschlungen gewachsener Berg-Ahorn-Maser. – Dem vorigen in allem, namentlich aber in der Behandlung sehr ähnlich, ist der Spitz-A. (A. platanoides), die Blätter sind beiderseits gleich grün, die Blumen- u. Fruchtbüschel stehen aufwärts, und besonders kenntlich wird diese Art durch den weißen Milchsaft, welcher hervorquillt, wo ein Blattstiel abgebrochen wird. Er wächst schnell und erträgt bei Hochwaldbetrieb eine 70jährige, im Niederwald eine 25jährige Umtriebszeit. Das getrocknete Holz wiegt gegen 44 Pfd. der Kubikfuß, ist etwas härter, aber auch gröber als von der vorigen Art, nichtsdestoweniger aber ein ausgezeichnetes Wagnerholz. – Der Maßholder oder Feld-A. (A. campestre L.) ist die bei uns bekannteste Art, wird höchstens 30 Fuß hoch und hat eine ganz rissige Rinde. Das Holz verhält sich wie beim Berg-A., ist noch dichter und keiner, und wird häufig zu eingelegten Arbeiten und zu Guitarren verwendet. Er läßt sich auch unter der Scheere halten, weßhalb er zu lebendigen Hecken dienen kann, übrigens mit weniger Vortheil als der Weißdorn. – Unter den ausländischen Arten ist der Zucker-A. (A. sacharinum W.) die interessanteste. Er bildet in Nordamerika von Canada bis zu dem Mainestaat zum größten Theil die Waldungen. Aus seinem Holzsaft wird mittelst Kochens und Abdampfens eine ganz guter Zucker gewonnen (5–6 Pfd. vom einzelnen Baum in einem Frühjahr, und es kann derselbe ohne Nachtheil 6 Jahre hintereinander angebohrt werden). A. rubrum, der rothe A. ebenfalls in Nordamerika einheimisch und dort ein sehr wichtiger und nützlicher Baum, wird bei uns in Landschaftsgärten bisweilen getroffen; ebenso A. nigrum, striatum u. Negundo (der eschenblättrige A.), in Pensylvanien einheimisch.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 79-80.
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