Bay

[804] Bay (Beh), Michel du, gewöhnlicher latinisirt Bajus genannt, ein berühmter Theologe des 16. Jahrh., der die Erneuerung der pelagianischen Streitigkeiten veranlaßte u. namentlich als Vorläufer des Jansenismus angesehen werden muß; geb. 1513 zu Melun in Belgien, lehrte er zu Löwen 1544–50 mit großem Beifalle Philosophie, wurde Dr. der Theologie und Prof. der hl. Schrift. Sofort bekämpfte er mit seinem Geistesverwandten und Collegen Johann Hessels (gest. 1566) die scholastische Methode und stützte sich bei der Darstellung der Glaubenslehren auf die Bibel und Kirchenväter, namentlich auf Augustinus. Dies und noch mehr sein eigenthümilches System weckte ihm Feinde; als diese 1560 bei der Sorbonne Verwerfung von 18 Sätzen durchgesetzt hatten, suchte Cardinal Granvella zu vermitteln und setzte durch, daß B., Hessels und Jansenius als Deputirte der Universität Löwen auf das Tridentinerconcil geschickt wurden. Zurückgekehrt entwickelte aber B. seine Ansichten bestimmter, Pius V. verdammte 79 Sätze, Gregor XIII. wiederholte 1579 das Verdammungsurtheil; erst jetzt unterwarf sich B., verlor deßhalb auch seine Stellung nicht und st. 1589. Von einem irrigen Begriffe der Natur der Erbsünde ausgehend, kam B. auf den Grundgedanken: die gefallene, der göttlichen Gnade ermangelnde Natur sei völlig ohnmächtig zu jeglichem Guten u. vermöge deßhalb lediglich Sündhaftes zu vollbringen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 804.
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