Schrift

[122] Schrift, die Darstellung der Worte durch Zeichen. Sie begann ohne Zweifel mit der Bilder-S., die als ächte (d.h. das Bild bedeutet dabei den abgebildeten Gegenstand wirklich, wie in der aztekischen Schrift) oder unächte, symbolische (s. Hieroglyphen) unterschieden wird. Eine andere Art der Bilder-S. ist die chines., die für jedes Wort ein bestimmtes Zeichen hat. Eine weitere Entwicklung der S. ist die Ton-S. (phonetische S.). Sie erscheint 1. als Silben-S.; dieselbe heißt ächt, wenn sie wie die japanische sich nicht in Buchstaben auflösen läßt, unächt, wenn man an den Zeichen die Zusammensetzung aus Buchstaben erkennt (äthiopische S.); 2. als Buchstaben- oder Laut-S.; hieher gehören: die Keil-S. (s. d.), die ind. und phönicische. Das phönicische Alphabet ist die Grundlage aller alten und neuen abendländischen Alphabete sowie der meisten orientalischen. Letzteren liegt gegenwärtig die arab. S. zu Grunde, wie den abendländischen die latein. Die deutsche S. entstand aus der lat. als eckige fränk., aus der sich die gegenwärtige Druck-S. entwickelte, als Abkürzung die deutsche Current-S.; die jetzige latein. S. entstand aus der lombard. runden des Mittelalters, aus der Aldus Manutius die Cursiv-S. bildete. – Die Gewohnheit der Abendländer von der Linken zur Rechten zu schreiben kommt von den Griechen her und wurde durch die Bustrophedon-S. (s. Bustrophedon) vermittelt; die Orientalen schreiben dagegen von der Rechten zur Linken. In Ostasien findet sich auch die sog. Säulen-S., wo Wort unter Wort geschrieben wird, also senkrechte Zeilen entstehen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 122.
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