Berthier [1]

[507] Berthier (Berthieh), Alexandre, geb. 1753 zu Versailles, kam schon 1770 in den Generalstab, diente unter Lafayette in Amerika, wurde 1792 Brigadegeneral, 1793 Divisionsgeneral und begleitete Bonaparten im ersten italien. Feldzuge. 1798 besetzte er den Kirchenstaat und errichtete eine röm. Republik, ging aber schon am 19. Mai mit Bonaparten als Chef des Generalstabs nach Aegypten und kehrte mit ihm 1799 im Sept. zurück. Nach dem 18. Brumaire wurde er Kriegsminister, 1800 dem Namen nach Obergeneral der Reservearmee, die aber Bonaparte selbst über den Bernhard nach Marengo führte. Bei Napoleons Thronbesteigung wurde B. Reichsmarschall, Großjägermeister von Frankreich, Chef der 1. Cohorte der Ehrenlegion. Den Kaiser begleitete er als Majorgeneral in allen Feldzügen bis 1814 und 1810 schickte ihn dieser auch als Brautwerber nach Wien, von wo er die Erzherzogin Marie Louise nach Frankreich geleitete. Napoleon überhäufte ihn mit Ehren und Gütern; 1805 machte er ihn zum Fürsten von Neuenburg, 1807 zum Viceconnétable von Frankreich, 1808 vermählte er ihn mit einer Prinzessin von Bayern-Birkenfeld, 1809 ernannte er ihn zum Fürsten von Wagram, dotirte ihn reichlich und schenkte ihm die Domäne Grosbois bei Paris. 1814 verließ er Napoleon ohne Abschied zu nehmen, ging 1815 nach dessen Rückkehr von Elba zu seinem Schwiegervater nach Bamberg, wo er sich am 1. Juni 1815 aus dem Schloßfenster stürzte, als eben ein russ. Corps auf seinem Zuge gegen Frankreich einmarschirte; er ist in der Schloß- (Kloster-)kirche zu Banz begraben. 1826 erschienen Mémoires unter seinem Namen zu Paris.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 507.
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