Caracci

[797] Caracci (Karatschi), Name einer berühmten ital. Malerfamilie aus dem 16. Jahrh., welche durch Gründung einer eigenen Schule, der sog. eklektischen, die ital. Kunst umgestaltete und aus der frühern Oberflächlichkeit emporhob. 1. Ludovico C., geb. 1555 zu Bologna. der Sohn eines Fleischers, bildete sich zuerst in Venedig, später in Florenz unter Passignano. Nach Bologna zurückgekehrt verband er sich mit seinen beiden Neffen Agostino und Annibale zu Gründung einer neuen Schule und stiftete, trotz der Schmähungen und Angriffe einer mächtigen Gegenpartei, die Academia degli incamminati (A. der auf den rechten Weg Gewiesenen), wo das Studium der Meister mit dem der Natur verbunden wurde. Die besten Gemälde von Lodovico befinden sich zu Bologna. so Darstellungen aus der Geschichte des hl. Benedict und der hl. Cäcilie, die Madonna auf dem Monde stehend, die Verkündigung Mariä; er st. 1619. – 2. Agostino C., des Vorigen Neffe, geb. 1558 zu Bologna, Sohn eines Schneiders, ward durch seinen Vetter zur Malerei bestimmt, bildete sich unter Fontana und. Passerotti und gab auf der Akademie seines Vetters den Unterricht über Perspective und Baukunst. In Rom malte er einige Zeit mit seinem Bruder Annibale an der Farnesischen Gallerie, ging dann, aus Künstlereifersucht mit demselben zerfallen, an den Hof des Herzogs von Parma, wo er 1601 oder 1605 st. Man hat nur wenige Gemälde von ihm, sein bestes ist die Communion des hl. Hieronymus; als Kupferstecher hat er Ausgezeichnetes geleistet, und seine Verbesserungen in dieser Kunst sind von großer Bedeutung in der Geschichte derselben. – 3. Annibale C., des Vorigen Bruder, geb. 1560 zu Bologna, der größte unter den C., lernte zuerst bei seinem Oheim, kam später nach Parma und Venedig, wo er die Werke Correggios und Titians studierte. Sein erstes größeres Werk ist der hl. Rochus, sodann sein Genius des Ruhms (beide in Dresden). 1600 von dem Cardinal Farnese nach Rom berufen, arbeitete er 7 Jahre theilweise mit seinem Bruder an den prachtvollen Deckengemälden im Farnesischen Palaste, einem Werke, das am meisten die Kunst C.s zeigt. Er st. 1609 und ward im Pantheon an Rafaels Seite beigesetzt. Außer den genannten hinterließ er noch viele Gemälde, auch treffliche Kupferstiche. – Weniger bedeutenden Ruhm als Maler haben sich noch erworben: Antonio C., ein natürlicher Sohn Agostino C.s, geb. zu Venedig 1583, gest. 1618, und Francesko C., der Sohn eines Bruders von Agostino und Annibale, geb. 1595, gest. 1622.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 797.
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