Casanova de Seingalt

[19] Casanova de Seingalt, Giovanni Giacomo, geb. 1725 zu Venedig, studierte zuerst in Padua die Rechte, sodann in Venedig Theologie, wurde aber seiner leichten Sitten wegen aus dem Seminar gewiesen, kam dann nach Rom zum Cardinal Aquaviva, von diesem entlassen 1743 nach Konstantinopel, später nach Paris, trieb sich als Spieler umher, kam in Venedig in die Bleikammern, aus denen er auf wunderbare Weise sich befreit haben will. Darauf brachte er wieder einige Zeit in Paris zu, durchreiste dann Süddeutschland und die Schweiz, kam nach London, Berlin, Petersburg, Warschau, Wien, zuletzt wieder nach Paris, mußte aber überall [19] seiner Streiche u. Unbesonnenheiten wegen bald wieder das Weite suchen. 1785 wurde er von dem Grafen Waldstein zu Dux in Böhmen als Bibliothekar angestellt, wo er sich nach den vielen Irrfahrten ruhig mit den Wissenschaften beschäftigte und seine berühmten Memoiren schrieb; st. zu Wien 1803. Seine »Mémoires écrites par lui-même« 12 Bde. Lpzg. 1826–38, enthalten neben den interessanten Schilderungen seines abenteuerlichen Lebens auch werthvolle Beiträge zur damaligen Zeit- und Sittengeschichte; deutsch im Auszuge 12 Bde., Lpzg. 1822–28.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 19-20.
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