Chénier

[79] Chénier (Schenieh), Marie Joseph de, geb. 1764 zu Konstantinopel, wo sein Vater Louis de C. Generalconsul war, diente einige Zeit im Militär und lebte dann als Schriftsteller. Er war jedenfalls der beste Dichter der Revolutionszeit; seine Dramen waren durch die Wahl des Stoffes auf die Zeit berechnet (Cajus Gracchus, la mort de Calas[79] etc.) und fanden ungeheuren Beifall, obwohl sie überfüllt von Declamation fast keine Handlung haben; sein »chant du depart«, componirt von Méhul wurde Volkslied und später ein Abzeichen der republikanischen Partei; seine Arbeiten über die altfranz. Literatur u. Sprache bis Franz I. sind nicht ohne Werth. Eine vollständige Sammlung seiner Werke erschien Paris 1826. In der Politik war C. Republikaner, stimmte im Convent für den Tod des Königs u. die meisten terroristischen Maßregeln, erlangte jedoch nie einen großen Einfluß, da er wie die meisten Dichter ein schlechter Redner war; er st. 10. Jan. 1811. – Sein Bruder Marie André C., geb. zu Konstantinopel 1762, trat als Journalist zuerst für die Freiheit u. als sich die Revolution weiter entwickelte, als Vertheidiger des Königs auf und wurde den 24. Juli 1794 als Royalist guillotinirt. Seine gesammelten Gedichte wurden 1834 herausgegeben, seine prosaischen Werke 1840.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 79-80.
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