Chenopodeae

[80] Chenopodeae, gänsefußartige Pflanzen, keineswegs durch schöne Blumen ausgezeichnete Familie, dagegen reich an sehr nützlichen Arten. Mehrere derselben lieben einen mit Salztheilen geschwängerten Boden, finden sich deßhalb an den Seeküsten u. in der Nähe von Salzquellen, u. liefern durch Einäschern die sogen. rohe Soda; so namentlich Salsola Kali und S. Soda und Salicornia herbacea. Andere scheinen die Nähe menschlicher Wohnungen vorzugsweise zu wählen u. wandern als Schutt- und Unkrautpflanzen in Begleitung der Cultur weithin über die Erde; allbekannt sind in dieser Beziehung verschiedene Gänsefußarten, so namentlich Chenopodium bonus Henricus, C. album u.a.m. Noch andere liefern uns die besten Blattgemüse, z.B. Atriplex hortensis die Garten-Melde (aus der Tartarei stammend), Spinacia oleracea, der Spinat (aus dem Orient), Beta vulgaris cicla, der Mangold; Chenopodium Quinoa, Peruspinat (aus Peru, wo er seit ältester Zeit als Nahrungspflanze dient; auch die kleinen aber zahlreichen Samen werden dort wie Reis od. Hirse verwendet). Endlich ist die blutrothe Rothrübe, Beta vulgaris rubra (die kleinere, dunkelblutrothe Sorte die beste), ein allbekanntes Wurzelgewächs in Küchengärten, u. der Anbau der Runkelrübe (Dickrüben, Burgunderrübe) zu Viehfutter u. namentlich auch zur Zuckerfabrikation gewinnt immer größere Wichtigkeit. – Um die Liste der verschiedenartigsten Eigenschaften, welche sich in dieser so unscheinbaren Familie beisammenfinden, voll zu machen, wollen wir noch anführen, daß Chenopodium ambrosioides und Botrys officinell sind und krampfstillend und tonisch wirken; C. authelminticum in den Samen wurmtreibende Kräfte enthält, u. die Samen der Garten-Melde Brechen erregen; Champhorosma monspeliaca riecht stark nach Kampfer und enthält ein flüchtiges öliges Salz; die Phytolacea decandra, bekannt unter dem Namen Kermesbeere, eine aus Virginien stammende, bei uns im Freien ausdauernde Gartenpflanze, enthält trotzdem, daß ihre jungen Triebe wie Spargel u. wie Spinat gekocht und gegessen werden, in der getrockneten Wurzel Stoffe, welche sie der Ipecacuanha sehr nahe stellen; 1 Unze davon, in einer Flasche Wein angesetzt und in Dosen bis zu 2 Eßlöffel voll gegeben, wirkt als sicheres und keineswegs widerlich zu nehmendes Brech mittel; mit dem Saft der Beere läßt sich der Wein schön roth färben. – In der Ziergärtnerei endlich verdienen die blutrothe Spielart der Gartenmelde, und die prachtvoll bunten, hochgelben, scharlach- u. blutrothen Varietäten des Mangolds alle Erwähnung; es lassen sich damit die schönsten Ovale, Rondele u. dgl. m. auf Rasenplätzen oder auch sehr in die Augen fallende Einfassungen an Strauchgruppen etc. bilden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 80.
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