Compaß

[177] Compaß (aus dem ital. compasso, Cirkel) oder Bussole (von Büchse), eine in einer Schachtel eingeschlossene, freischwebende Magnetnadel, welche als Magnet sich mit geringer Abweichung immer gegen den Nordpol wendet und so den Seefahrern ein Mittel gibt, ihre Richtung jederzeit genau zu bestimmen; dient aber auch, die horizontalen Winkel (Azimuthe), um welche 2 Gegenstände von einander abstehen, zu messen, und wird dadurch für den Geometer, den Bergmann und dem Reisenden ein sehr nützliches Instrument. Der Schiffscompaß besteht aus der Magnetnadel, die an ihrem Schwerpunkte auf einem kupfernen Stifte ruht, welcher oben mit einem kleinen Knopf von Achat versehen ist. An diesem Stifte ist ein kleiner Kreis von Papier, das auf Marienglas geklebt ist, befestigt. Auf diesem Kreise (Windrose) sind nun die bekannten 32 Himmelsgegenden (Striche der Windrose) verzeichnet und der Kreisumfang ist genau in 360 Grade abgetheilt. Jene Schachtel hängt wieder in einer andern, welche sich in einem sie umgebenden Ringe frei bewegt, so daß sie bei allen Schwankungen des Schiffes immer wieder ihr Gleichgewicht einnehmen kann. Der Steuermann lenkt das Schiff beständig nach dem C. und hat dabei darauf zu sehen, daß ein in dem Gehäuse des Compasses angebrachter schwarzer Strich mit dem vorgeschriebenen Striche der Windrose zusammenfällt. Der Azimuthalcompaß der Schiffe ist mit Dioptern zur Messung des Azimuths der Sonne versehen (vergl. Azimuth). Der C. der Feldmesser und der Grubencompaß sind gleichfalls mit Dioptern versehen, um die Punkte einzustellen, deren Winkeldistanz gemessen werden soll. – Die Erfindung des C. wird gewöhnlich dem Flavio Gioja aus Amalfi im Anfange des 14. Jahrhdts. zugeschrieben, allein das Instrument wurde bereits im 12. Jahrh. von Arabern, Spaniern und Italienern angewandt, von letzteren zuerst zum allgemeinen Gebrauche, scheint es von Gioja mit verbesserten Vorrichtungen versehen werden zu sein. Die Abweichung der Magnetnadel von der Richtung gegen den Nordpol hat der große Columbus zuerst beobachtet.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 177.
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