Epikuräismus

[577] Epikuräismus, die Lehre des Epikur, welcher die der Cyrenaiker (s. d.) ausbildete. Ihm ist die Philosophie eine »Thätigkeit, welche durch Begriffe und Beweise ein glückliches Leben bewirkt«, die Logik oder Kanonik eine Dienerin der Physik, diese eine Dienerin der Ethik, [577] indem sie vor Aberglauben bewahrt. Auch dem E. gilt als das höchste Gut die Lust, die Luft jedoch ist ihm ein Zustand des Gesammtlebens, daher ein Gegenstand der Erwägung und Berechnung, welcher sich mit dem Verschmähen augenblicklicher Luft und mit Schmerzen verträgt. Schmerzlosigkeit ist schon Luft, u. geistige Luft oder Unlust überwiegt jede sinnliche, unerschütterliche Gemüthsruhe im Gefühle des inneren Werthes, und Verachtung der Schicksalsschläge bleibt die wahre Weisheit, welche »in der Glückseligkeit bei Gerstenbrod u. Wasser mit Zeus wetteifert.« Epikurs Ansichten laufen in den Ergebnissen somit ziemlich mit denen der Stoiker zusammen und auf verfeinerten Egoismus hinaus. Den Tod fürchtet er nicht, weil er das Ende aller Empfindung sei, die Götter führen ein bedürfnißfreies, glückseliges Leben und befassen sich nicht mit den Angelegenheiten der Menschen.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 577-578.
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