Gibbon [2]

[79] Gibbon (Gibbʼn), Edwards, Historiker, geb. 1737 zu Putney bei London, kam 1752 nach Oxford, wo er klägliche wissenschaftl. Zustände fand, u. wurde 1753 kathol., wozu namentl. Bossuetʼs: »Histoire des variations des églises protestantes« beigetragen hatte. Der erzürnte Vater verrieth das Geheimniß, G. ward sofort von allen engl. Universitäten ausgeschlossen u. nach Lausanne geschickt, wo er zwar von der kathol. Kirche zurücktrat, aber auch jene Verachtung aller positiven Religion holte, die aus seinen Werken spricht. Er lebte abwechselnd zu Paris, Rom, London, wurde 1762 vorübergehend Kapitän der Miliz von Newhampshire, saß von 1774 bis 83 im Parlament, ohne je eine Rede zu halten, lebte alsdann 10 Jahre wiederum in Lausanne und st. 1794 zu London. Sein Hauptwerk, die bekannte »History of the decline and fall of the Roman Empire«, London 1777–88 (neueste deutsche Uebersetzung von Sporschil, 2. Aufl. Leipz. 1840), zeigt einen Mann voll Scharfsinn u. mit hinreißender Darstellungsgabe, aber seine Begeisterung gilt jeder äußern Größe ohne sittliche Rücksicht und der Haß gegen positive Religion läßt ihn nur ein Zerrbild der Geschichte der christl. Kirche zu Stande bringen. Die angestaunte Gelehrsamkeit des Werkes findet ihre Hauptquelle in der Kaisergeschichte Tillemonts.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 79.
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