Gnomon

[99] Gnomon, eine schon seit den ältesten Zeiten gebräuchliche Vorrichtung zur Bestimmung der Sonnenhöhe, namentlich der Culmination der Sonne, also des wahren Mittags. Er besteht in einer auf horizontalem Boden senkrecht stehenden Stange od. Säule, deren Schatten auf der Horizontalebene zu obiger Bestimmung dient. Beobachtet man diesen Schatten vom Morgen an, so sieht man ihn allmälig an Länge abnehmen; in dem Augenblicke seiner kleinsten Länge ist es Mittag, und die Richtung des Schattens gibt die Mittagslinie an. Ist diese Mittagslinie auf der Horizontalebene bezeichnet, so gibt der Eintritt des Schattens in diese Linie die Zeit des Mittags an. Diese G.en gewähren indeß keine vollkommene Genauigkeit; sind sie niedrig, so rückt der Schatten zu langsam fort; sind sie sehr hoch, so schadet der Halbschatten. Schärfer läßt sich die Beobachtung ausführen, wenn man gegen die Spitze des Gnomon eine kleine runde Oeffnung anbringt, durch die ein Sonnenbild auf die mit der Mittagslinie bezeichnete Ebene fällt. Solche G.e wurden besonders in den hohen Kirchen Italiens errichtet (die berühmtesten zu Florenz und Bologna). – G, der Zeiger an der Sonnenuhr, auch diese selbst.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 99.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika