[177] Gryphius, Andreas, eigentl. Greif, geb. 1616 zu Glogau, durch trübe Schicksale und lange Reisen gebildet, 1650 Syndikus bei den Ständen des Fürstenthums Glogau, st. 1664 mitten in der Ständeversammlung. Er war der vielseitigste und kräftigste Geist der schles. Dichter, wurde bei Lebzeiten schon der »Unsterbliche« genannt und steht jedenfalls eben so hoch über Opitz als tief unter Shakespeare. Das Lustspiel »Herr Peter Squenz« voll übersprudelnden Witzes nach deutschem Maßstab mahnt an Shakespeares Sommernachtstraum, sein »Horribilicribrifax« ist eine ergötzliche Nachahmung von Plautus miles gloriosus. Unter seinen Trauerspielen ist »Karolus Stuardus oder die ermordete Majestät« das früheste histor. Trauerspiel, die hochtrabenden Alexandriner von Leo Arminius, Cardenio u. Celinde, Papinian u.s.f. verlieren sich oft ins Gräßliche u. Unnatürliche, wobei übrigens [177] die Charakteristik im Ganzen lobenswerth und der Zusammenhang der Begebenheiten zum erstenmal durchsichtig ist. Durch G.s geistliche Lieder und Sonette zieht ein melancholischer Grundton. Vollständigste Ausg. Bresl. 1698. Auswahl in W. Müllerʼs Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh., B. 2, Leipzig 1822. G., Christian, ältester Sohn des Vorigen, geb. 1649 zu Fraustadt, gest. 1706 als Prof. zu Breslau, gehörte ganz der ersten schles. Dichterschule an u. schrieb auch gelehrte Werke.