Hinkmar

[312] Hinkmar, Jugumar, Igmar, Erzbischof von Rheims, Primas der Geistlichkeit von Westfrancien, eines der tüchtigsten staatsmännischen Talente der karolingischen Zeit, wurde um 806 geb., im Kloster St. Denys erzogen, lebte von 830 an einige Zeit in Sachsen und wurde 845 Erzbischof. Als ein Günstling Ludwigs d. Fr. und von 840 an im Dienste Karls des Kahlen, auf den er überwiegenden Einfluß ausübte, hatte H. in jener verworrenen Zeit Gelegenheit genug, sein Talent zu entfalten [312] und zu bethätigen. Kirchenpolitische Streitigkeiten, bei denen die wichtigsten Sätze der Isidorʼschen Sammlung in Frage kamen, der Kampf gegen den Mönch Gottschalk (s. d.), dessen Verurtheilung H. zumeist durchsetzte, die Ehescheidungsangelegenheit zwischen König Lothar u. Theotberga u.a.m. füllten sein Leben aus. Zuletzt mußte er vor den Normannen fliehen und starb bald darauf 882 zu Epernay. Seine dogmat. Abhandlungen sowie die für die Geschichte des 9. Jahrh. unschätzbaren Denkschriften wurden gesammelt von I. Sirmond, Par. 1645, 2 Fol., ergänzt von Callot und Labbé und stehen auch in den Sammlungen von Hardouin (tom. V) und Mansi (tom. XV).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 312-313.
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