Primas

[615] Primas, lat., im Orient gleichbedeutend mit Exarch (s. d.), im Abendland der erste d.h. vornehmste Erzbischof eines Landes, der vor andern bestimmte Rechte hatte, namentlich die andern Erzbischöfe und Bischöfe consecrirte, Nationalconcilien berief, Appellationen annahm, und allerlei Ehrenvorzüge behauptete. Die wichtigsten Primatialsitze waren: Sevilla (für Andalusien u. Portugal) und Tarragona (für das übrige Spanien), beide nachgehends vereinigt in Toledo; Arles (westgothisches Gallien), Rheims, später Lyon (Frankreich), Rouen (Normandie), Trier (Belgien), Canterbury u. York (England), St. Andrew (Schottland), Armagh (Irland), Gran (Ungarn), Gnesen (Polen), Lund (Skandinavien) und Pisa (Korsika und Sardinien); endlich im deutschen Reich: Mainz, später auch Salzburg, dessen Erzbischof übrigens nur Titular-P. war. Der Fürst-P. des Rheinbundes, s. Dalberg. – Primat, Vorrang, oberste Würde, die Würde und Gerichtsbarkeit eines P.; häufig versteht man jetzt unter Primat den obersten Primat, das Amt u. die Würde des Papstes.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 615.
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