Hippokrates

[314] Hippokrates, der berühmteste Arzt des Alterthums, der Sohn des Asklepiaden Heraklides und der Phänarete, geb. 460 v. Chr. auf Kos. Er wird auch H. II. genannt, zum Unterschied von seinem Großvater, als erstem H., u. 5 Nachfolgern gleichen Namens. Er war viel auf Reisen und st. 377 zu Larissa in Thessalien. Sein Hauptverdienst um die Heilkunde besteht darin, daß er dieselbe zuerst auf eine wissenschaftliche Basis stellte. Er beobachtete mit scharfem Blick, unabhängig u. frei von jeder Schulansicht, und indem er die Erscheinungen gehörig zu würdigen, aus der Masse der Einzelnheiten das wesentlich Allgemeine herauszufinden verstand und den Zusammenhang der patholog. Erscheinungen mit den äußern Verhältnissen erkannte, wurde er der eigentliche Gründer der Lehre von den Zeichen, den Ursachen und der Vorhersage d. Krankheiten;[314] auch in der Therapie verfuhr er wissenschaftlich durch Aufstellung der Indicationen, doch war dieselbe sehr einfach und schonend, zum größten Theil auf diätetische Vorschriften sich beschränkend. Von den hippokratischen Schriften ist nur ein kleiner Theil echt. Sein Hauptwerk sind die Aphorismen, deren 8. Buch aber unecht ist; deutsche Uebersetzung der sämmtl. Werke von Grimm, 4 Bde., Altenburg 1781–92.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 314-315.
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