Holtei

[336] Holtei, Karl Eduard v., fruchtbarer Dichter und Schauspieler, wurde geb. 1797 zu Breslau, wo er sich auch der Bühne widmete, spielte lange in Berlin und Darmstadt, war einige Zeit Theaterdirector zu Riga, reiste viel und hielt dramatische Vorlesungen, lebte in den jüngsten Jahren zu Grätz und Wien. Seine ernsten Schauspiele gelten für matt u. flach, desto entschiedener glänzte sein Talent in leichten Lust- u. Singspielen (Die Wiener in Berlin; die Berliner in Wien), Liederspielen (der alte Feldherr) und Possenstückchen, was bei der verhältnißmäßigen Armuth Deutschlands an Dichtern solcher Art große Anerkennung finden mußte. Viele seiner Stücke sammelte er im »Jahrb. deutscher Bühnenspiele«, Berlin 1829–31, sowie in den »Beiträgen für das Königsstädter Theater (in Berlin)«, Wiesbaden 1832. Auch seine Gedichte, deren 1826, 1844 u. 1848 erschienen, gewannen Beifall, am wenigsten die Gedichte in schlesischer Mundart, Berlin 1830, durch welche er zum schles. Hebel zu werden gedachte. Seine reichen Lebenserinnerungen legte er in der Schrift »40 Jahre« Berlin 1843–50 in 8 Bdn. nieder. Neuestens ist H. mit dickleibigen Romanen (die Vagabunden; Christian Lammfell) aufgetreten. H.s 1. Frau, Luise, geb. v. Rogée, zeichnete sich als Schauspielerin in sentimentalen und naiven Rollen, die 2., Julie, geb. 1809, gest. 1839, im Lustspiele aus.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 336.
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