[388] Ideal, griech.-deutsch, bezeichnet als Hauptwort die Idee, insofern dieselbe als verwirklicht gedacht oder insofern ihre Verwirklichung angestrebt wird, das Urbild, Musterbild. So ist z.B. die Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden, d.h. derjenige Zustand des Menschengeschlechtes, wo mindestens die Mehrzahl der Menschen die Lehre Jesu Christi kennt, befolgt und deßhalb glücklich lebt, ein I. des Christen. In der Kunst und Wissenschaft wie im Leben spielen die I.e ihre Rolle; jeder Mensch hat seine I.e, die freilich oft genug mit Ideen als göttlichen Gedanken nichts zu thun haben. I. als Beiwort ist gleichbedeutend mit gedacht, sein sollend, vollkommen, und dem Ausdruck real (d.h. wirklich vorhanden, gegeben) entgegengesetzt. Idealisiren, Gegenstände oder Zustände der Wirklichkeit denkend oder handelnd in den Zustand der Vollkommenheit erheben, ihrer Idee entsprechend sich vorstellen od. gestalten, manchmal mit der Nebenbedeutung des Uebertreibens und Schönfärbens, was z.B. von Schillers historischen Werken, Joh. v. Müllers Geschichte der schweiz. Eidgenossenschaft, Böttigers Geschichte von Sachsen u. vielen andern gilt.