Johann XXIII.

[488] Johann XXIII., vorher Balthasar Cossa, geistreich und kühn, aber sittenlos, 1402 Cardinal, folgte 1410 Alexander V., den er gänzlich beherrscht hatte. Der Gegenpapst Benedict XIII. blieb von Spanien anerkannt. für Gregor XII. kämpfte Ladislaus von Neapel gegen J. XXIII., welcher Sigismunds Hilfe anrufen und das Konstanzerconcil ausschreiben, d.h. sich in die Hände Sigismunds ausliefern mußte. Nach seiner Ankunft in Konstanz am 29. Oct. 1414 fand J. XXIII. das Concil sehr gegen sich gestimmt, gelobte Entsagung, floh aber eidbrüchig mit Hilfe Friedrichs von Oesterreich. Zu Freiburg i. Br. gefangen, wurde er nach Radolfzell gebracht und am 29. Mai 1415 vom Concil, das von 70 entsetzlichen Klagpunkten nur 40 öffentlich zu erörtern wagte, abgesetzt. Als Gefangener des Pfalzgrafen am Rhein lebte J. zu Heidelberg oder Mannheim, entfloh 1419 (nach andern soll er die Freiheit um 30000 Goldgulden erkauft haben), unterwarf sich zu Rom Martin V. und st. noch 1419 als Cardinalbischof von Tusculum, Hinterließ ein Gedicht de varietate fortunae, Epigramme, eine Menge Bullen und Briefe.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 488.
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