Laffitte

[690] Laffitte, Jacques, geb. 1767 zu Bayonne. wurde durch Fleiß, Rechtlichkeit und Klugheit einer der reichsten Banquiers in Europa. 1814 Director der französ. Bank, bei dem Ludwig XVIII. und bald darauf Napoleon ihre Privatgelder niederlegten u. dadurch retteten. Seinen Rathschlägen und finanziellen Operationen verdankte es Frankreich 1815. daß der Staatscredit erhalten wurde; L. nahm nie eine Besoldung an u. machte von seinem Reichthum einen edlen Gebrauch. Von 1816–24 saß er als Oppositionsmann in der Deputirtenkammer, unterstützte jedoch das Ministerium Villèle in der Frage der Rentenreduction, wodurch er bei dem reichen Mittelstande unpopulär wurde. Im J. 1827 kam er wieder in die Kammer u. wurde ein Haupt der Linken; er hat durch Geld und Kühnheit die Julirevolution durchgeführt und Louis Philipp zum Könige gemacht, dadurch aber auch sein Vermögen ruinirt. Er wurde am 11. Aug. Minister. bewies sich weniger liberal in der Verfassungsreform, als die Linke erwartet hatte, trat jedoch aus, als der König in Italien nicht intervenirte und saß fortan wieder auf der Linken. Sein zerrüttetes Vermögen stellte er wieder her, ein Beweis für seine Geschicklichkeit und seinen moralischen Credit; er st. 1844. Seine Tochter ist seit 1827 mit dem ältesten Sohne des Marschall Ney verheirathet.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 690.
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