Landschaftsmalerei

[703] Landschaftsmalerei, ist die bildliche Darstellung der Natur mit künstlerischer, poetischer Auffassung. Im Alterthum bis tief ins Mittelalter kannte man die L. nicht. Erst die Brüder van Eyck im Anfang des 15. Jahrh. führten statt des Goldgrundes die Landschaft in ihren Gemälden ein, ebenso überraschend durch die plötzliche und neue Erscheinung wie durch die hohe Vollendung der Darstellung, mit richtiger Luftperspektive und schönem Baumschlag. Bald folgten die flandrischen u. die norddeutschen Schulen, indeß noch mit Goldgrund statt der Luft, u. später mit Vernachläßigung des Baumschlags. Diese Landschaften dienten indeß nur als Hintergrund zur Verzierung biblischer Darstellungen; erst ein Jahrh. später begann man diesen Zweig der Malerei selbständiger zu behandeln, u. zu Ende des 16. Jahrh. erhielt die L. eine bedeutende Ausbildung durch Peter Breughel, Savery, Vinckenboom etc., sowie namentlich auch durch Rubens. Zu gleicher Zeit bildete sich in Rom eine deutsch-franz. Schule für die L., die durch sie zu hoher Vollendung gedieh, namentlich durch Paul Bril, Adam Elzheimer, u. besonders durch Nic. Poussin u. Claude Lorrain. Neben dieser classischen Schule in Rom arbeiteten die niederländ. Landschaftsmaler des 17. Jahrh. theils in gleicher Richtung, wie Pinaker, Swanevell, Saftleeven, theils in eigenthümlicher mit hoher poetischer Auffassung: van der Neer, Waterloo, besonders aber Ruysdael u. Everdingen. Viel ärmer an großen Meistern war das 18. Jahrh. Erst das gegenwärtige Jahrh. brachte einen ganz neuen Umschwung in die L., der hauptsächlich von der Düsseldorfer Schule ausging (Lessing, Achenbach, Scheuren etc.). Diese neue L. charakterisirt sich hauptsächlich durch naturtreue Darstellung, eine tief poetische, romantische Auffassung der Natur. In gleicher Richtung zeichnen sich besonders auch die norweg. Landschaftsmaler aus (Gude, Leu, Dahl), die ihre großartige heimathliche Natur in ergreifenden Bildern darstellen, ebenso die Schule von Genf. Auch Frankreich und England haben ausgezeichnete Landschaftsmaler, doch sind ihre Darstellungen oft zu sehr auf Effect berechnet.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 703.
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