Maria [2]

[101] Maria, Königin von England, geb. d. 11. Febr. 1515. Tochter Heinrichs VIII. und der Katharina von Aragonien, sah 1534 ihre Mutter von dem reformirenden Vater verstoßen u. sich zum Bastarde erklärt (vgl. Boleyn); erst 1544 wurde sie wieder legitim erklärt, lebte aber unter der Regierung ihres Vaters sowie unter der kurzen ihres Bruders Eduard VI. in strenger Zurückgezogenheit. Nach dem Tode desselben wurde ihr Thronfolgerecht von der ganzen Nation anerkannt und Johanna Grey (s.d.) konnte sich nicht halten, wurde mit ihrem Gemahle verhaftet, und als ein Theil der protest. Partei sie durch einen Aufstand befreien wollte, hingerichtet. M. war eifrige Katholikin u. heirathete 1554 Philipp II. von Spanien, wodurch ihr Name besonders bei den Engländern verhaßt geworden ist. Sie heißt bei ihnen die blutige M., obwohl unter ihrer Regierung (1553 bis 58) nicht 300 Hinrichtungen statt fanden, während unter ihrer Nachfolgerin Elisabeth mehr als 10mal so viel engl. Katholiken durch Henkershand starben, der Schlächtereien in Irland gar nicht zu gedenken. Sie kränkelte in den letzten Jahren ihres Lebens und besonders betrübte sie der Verlust von Calais an die Franzosen; st. am 17. November 1558.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 101.
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