Melancholie

[145] Melancholie (melancholia), krankhafte Schwermuth, eine Seelenkrankheit mit Beharren in einer trüben, verschlossenen Gemüthsstimmung, wobei der Kranke allein in dem Gedanken an ein wirkliches od. bloß eingebildetes Unglück lebt, mit zeitweisen Ausbrüchen verzweiflungsvoller Klagen. Gewöhnlich ist die M. ein primäres Leiden der geistigen Functionen, begründet in einer krankhaft gesteigerten Empfindlichkeit des Gehirns. Die Ursachen der M. sind wirkliches od. bloß eingebildetes Unglück bei körperlicher Anlage zu derselben, welche letztere hauptsächlich in Verdauungsstörungen, fehlerhafter Säftebereitung besteht. Die Krankheit geht oft, selbst nach jahrelangem Bestand, in völlige Genesung über; aber auch häufig erfolgt Uebergang in andere Formen von Seelenstörung, oder auch in Krankheiten, namentlich Phthysis, Gehirnwassersucht etc.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 145.
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