Richelieu [1]

[725] Richelieu (Rischʼliöh), Armand Jean Duplessis, Herzog von, geb. 5. Sept. 1585 auf dem Schlosse R. in Poitou, bestimmte sich zuerst zum Soldaten, später zum Geistlichen, wurde schon 1607 Bischof von Luçon, 1614 Almosenier der Königin Mutter Maria von Medici, 1616 Staatssekretär des Kriegs u. der auswärtigen Angelegenheiten, 1622 Cardinal, 1624 Staatsrath und bald Premierminister. Die intriguante Königin Mutter, durch deren Gunst er gestiegen war, verjagte er zuletzt aus Frankreich, das er im Namen Ludwigs XIII. regierte, obwohl ihm der König persönlich nicht geneigt war. (Ueber R.s innere und äußere Politik s. Frankreich Bd. II. S. 759–60.) Als Staatsmann verschonte er keinen besiegten Feind (vgl. Montmorency u. Cinq-Mars), benutzte aber seine Macht nicht zur Ausübung von Privatrache. R. unterwarf die Hugenotten, weil es zur Herstellung der Reichseinheit nothwendig war, ließ ihnen aber alle bürgerlichen Rechte und die Freiheit des Cults, fand auch in seiner Cardinalswürde kein Hinderniß durch die Unterstützung der Schweden die kathol.[725] Hauptmächte Spanien u. Oesterreich zum Vortheile Frankreichs zu schwächen. Er liebte die Dichtkunst und die Wissenschaften, reorganisirte die Sorbonne, stiftete die Académie française, baute das Palais royal u. bewegte sich bis zu seinem Tode (4. Dezbr. 1642) in der angestrengtesten und mannigfaltigsten Thätigkeit. Er hinterließ »Mémoires« über die Jahre 1632–35, ein »Testament politique«, 2 Bde., und ein »Journal«, 2 Bde. (»Vie du Cardinal de R. par Leclerc« 9. édit., Amsterdam 1753, 5 Bde.)

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 725-726.
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