[96] Schlözer, Aug. Ludw. von, verdienter Geschichtsforscher und bis zur Derbheit freimüthiger Publicist. geb. 1735 zu Jaxtstadt in der Grafschaft Hohenlohe-Kirchberg. studierte zu Wittenberg und Upsala, lebte längere Zeit als Hauslehrer in Stockholm und begann die schwed. Literatur in Deutschland bekannt zu machen, kam durch den russ. Reichshistoriographen Müller nach Petersburg und gewann wissenschaftlich viel, sonst aber blutwenig außer bittern Erfahrungen. S. wurde 1765 Professor an der Petersburger Akademie, reiste mit Urlaub nach Deutschland u. blieb, zumal ihn nur Intriguen in Rußland festgehalten und verhindert hatten. 1764 eine Professur in Göttingen anzutreten. Von 1767 an wirkte er zu Göttingen als Professor der Politik, wurde 1804 vom Kaiser Alexander I. von Rußland geadelt u. st. 1809. S. verband ein ungemeines Sprachtalent mit einem eisernen Fleiße, behandelte die Weltgeschichte mit Geist und lieferte in seiner »Allg. Nordischen Geschichte«, seinem »Nestor« u.s.f. brauchbare Werke in einem damals noch ganz neuen Gebiet. Dabei wurde er auch der Vater der Statistik. förderte durch seinen politischen »Briefwechsel« (Götting. 1776 bis 17821 die Abstellung manches Mißbrauches im deutschen Reich, nicht minder durch seinen »Staatsanzeiger« (1782 bis 1793) und stand seiner Zeit als eine wahre politische Macht da. S., Dorothea, die Tochter des Vorigen, geb. 1770 zu Göttingen, erwarb solche Gelehrsamkeit, daß sie 1787 den Doctorhut der Philosophie erhielt, bearbeitete auch die russ. Münzgeschichte, befaßte sich aber nach ihrer Verheirathung mit dem Bürgermeister Rodde von Lübeck nicht weiter mit Schriftstellerei. Ihr Bruder Christian, geb. 1774, gest. 1831, brachte viele Jahre als Professor der Rechts- u. Staatswissenschaften in Rußland zu und gab 1828 das öffentliche und Privatleben seines Vaters heraus. S., Kurd von, geb. 1822 zu Lübeck, scheint seinem Großvater August Ludwig nacheifern zu wollen, indem er eine Geschichte der deutschen Ostseeländer (Berlin 185053, 3 Bde.) veröffentlichte.