Schmidt [2]

[103] Schmidt, Michael Ignaz, um die deutsche Geschichtschreibung hochverdient, geb. 1736 zu Arnstein in Unterfranken, wurde Geistlicher, 1771 Professor der Reichsgeschichte, Universitätsbibliothekar u. geistlicher Rath zu Würzburg. 1780 reiste er nach Wien, um die Archive zu benutzen, blieb aber daselbst als Hofrath u. Director des Haus- u. Staatsarchives, wurde Lehrer der Geschichte für den Neffen Kaiser Josephs II., den nachherigen Kaiser Franz, u. st. 1794. Seine »Geschichte der Deutschen« ist die früheste in ihrer Art und (Ulm 1778 bis 1785, 5 Bde.) bleibt namentlich mit Rücksicht auf die Geschichtschreibung jener Zeit ein Denkmal gründlichen Forschergeistes und lichtvoller Darstellung; die nicht seltene Weitschweifigkeit mag der patriotischen Gesinnung des Verfassers zu Gute gehalten werden, seine Befangenheit im sog. Josephinismus, die besonders bei der Darstellung des Verhältnisses der Kaiser und Päpste im Mittelalter sich offenbart, theilte er mit der Mehrzahl seiner Zeitgenossen. Milbiller setzte das Werk aus S.s Papieren vom 6. Bande an fort (Ulm 1785 bis 1808), Dresch fügte die »Geschichte Deutschlands seit dem Rheinbunde« (ebendas. 1824–30, 5 Bde.) bei.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 103.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: