Struensee [1]

[359] Struensee, Joseph Friedr., Graf von, geb. 1737 zu Halle, Predigerssohn, wurde Arzt in Altona, durch den Grafen Rantzau an den dän. Hof gebracht, 1768 Leibarzt des blödsinnigen Königs Christian VII., Günstling der Königin Mathilde, einer Schwester Georgs III. von England, u. erlangte 1770 durch deren Mitwirkung die höchste Gewalt. Als Kabinetsminister reformirte er im Geiste des vorigen Jahrh. rücksichtslos in allen Zweigen der Staatsverwaltung und des Volkslebens, wodurch er alle Stände der dän. Nation erbitterte. Eine Hofverschwörung, mit der Königin Mutter Juliane an der Spitze, bemächtigte sich in der Nacht vom 16/17. Januar 1772 des Königs, der die Verhaftung der Königin und des Ministers befehlen mußte, was 2 höhere Offiziere ausführten. Es erfolgte nun ein scandalöser Proceß und da S., weil er keinen Befehl ohne königl. Unterschrift erlassen hatte, nicht als Hochverräther verurtheilt werden konnte, wurde er des ehebrecherischen Umgangs mit der Königin bezüchtigt; er glaubte sich durch ein Geständniß zu retten, der Königin wurde ein ähnliches auf abgefeimte Weise entrissen, S. alsdann am 28. April enthauptet, die Königin nach längerer Hast nach Hannover entlassen, wo sie zu Celle st.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 359.
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