Tetzel

[442] Tetzel od. Tezel, Joh., der vielgenannte Ablaßprediger, geb. zwischen 1460 bis 1470 zu Leipzig, wo er ein Schüler Wimpinas u. 1487 Baccalaureus der Philosophie wurde; er trat 1489 in das Dominikanerkloster St. Paul in seiner Vaterstadt, zeichnete sich als volksthümlicher Kanzelredner aus u. wurde lange vor Luthers Auftreten als Ablaßprediger verwendet. Leo X. machte ihn zum Inquisitor, 1516 predigte er den Ablaß, um Almosen zum Fortbau der St. Peterskirche in Rom beizuschaffen, erfuhr weit mehr Widerspruch u. Angriffe als früher u. gab Luthern Anlaß zu seinen weltberühmt gewordenen Thesen vom 31. Okt. 1517. Er predigte und schrieb gegen Luther u. gewann den Doctorhut, ärntete aber auf keiner Seite Dank, sondern wurde schwer verläumdet u. verfolgt u. dazu im Januar 1519 zu Leipzig auch vom päpstl. Nuntius Miltiz scharf mitgenommen, während Luther eine sehr rücksichtsvolle Behandlung genoß; T. st. noch 1519. Außer den sog. Lebensbeschreibungen von J. J. Vogel (1717), Hofmann (1844) u. Stehfest (1846) sei hier erwähnt Val. Groene's: T. und Luther, oder Lebensgeschichte und Rechtfertigung des Ablaßpredigers u. Inquisitors Dr. J. T. u.s.f. (Soest 1853). – S. Ablaß.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 442.
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