Theosophie

[457] Theosophie, griech. = Gottesweisheit, die Erkenntniß Gottes u. des Göttlichen durch unmittelbare innere Anschauung, das Versenken der Seele in Gott und Göttliches in der Art, daß weder das Denken und die Wissenschaft viel damit zu thun hat noch das kirchliche Bewußtsein als Grundbewußtsein festgehalten wird. Die T. ist Mysticismus (s. Mystik), ein subjectiver Seelenzustand, über dessen Wesenheit und Vorhandensein sich weiter gar nichts sagen läßt, als daß es bei allen Culturvölkern Theosophen gegeben hat und noch gibt, ferner daß Schwärmerei und Betrug in diesem dunkeln Gebiete einen weiten Spielraum haben, ohne daß man deßhalb alle Theosophen als Schwärmer und Betrüger brandmarken könnte (vgl. Swedenborg), endlich daß die T. in der Philosophie (Neuplatonismus, I. Böhme, Schelling) eine bedeutende Rolle spielt und nicht so leichtsinnig und oberflächlich sammt der Mystik abgeurtheilt werden sollte, wie dies sehr häufig geschieht. – Im engern Sinne ist T. gleichbedeutend mit Thaumaturgie, Theurgie, Wunderthäterei.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 457.
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