Ursula, St.

[569] Ursula, St., und die 11000 Jungfrauen in Köln, der Gegenstand einer poetisch-schönen Legende, deren historischer Kern noch keineswegs befriedigend enthüllt ist. Die älteste, vor 1111 geschehene Abfassung der Legende berichtet: U., eine außerordentlich schöne brittische Königstochter, habe in die Ehe mit einem Heidenprinzen unter der Bedingung eingewilliget, daß der Bräutigam Christ werde und ihr 3 Jahre Zeit zu einer frommen Seefahrt lasse. Mit 10 Gespielinen, von denen jede 1000 aus allen Ländern herbeigeströmte Begleiterinen hat, fährt U. herum; nach Abfluß der 3 Jahre, wo die Hochzeit stattfinden soll, treibt auf das Gebet der Jungfrauen ein Sturm die Schiffe an die gallischen Küsten, sie fahren den Rhein herauf und finden gastliche Aufnahme zu Köln, machen von da aus über Basel eine Pilgerfahrt nach Rom und werden nach der Rückkehr sammt und sonders von den Hunnen umgebracht, U., weil sie die Heirathsanträge des Hunnenkönigs zurückweist. Der Himmel straft die Mordknechte, indem 11000 Engel sie verjagen und Köln befreien. – Die neuern Versuche der Kritik, die Anzahl der Jungfrauen auf 11 zurückzuführen, sind nicht geglückt. Als geschichtlich feststehend nimmt Binterim an: »daß eine beträchtliche Anzahl, Tausende von Frauen, 11 ausgezeichnete und vornehme, darunter vor allen U. an ihrer Spitze, bei Köln gemordet worden.« Vielleicht geschah dies 451 u. Chr. nach der Schlacht bei Chalons, wo große Schaaren vor den Hunnen flohen; gleichzeitig waren auch viele Brittenfamilien auf dem Festlande, indem die Angelsachsen ihre Heimath besetzt hatten. Schon um die Mitte des 7. Jahrh. war die Kirche der hl. U. hochberühmt, als eine Patronin der Jugenderziehung lebt U. noch jetzt durch den Orden der Ursulinerinen fort. Gedächtnißtag der 21. Oct.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 569.
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