Heinrich Heine Aphorismen und Fragmente Wir haben das körperliche Indien gesucht und haben Amerika gefunden; wir suchen jetzt das geistige Indien – was werden wir finden? Wie überhaupt jeder einen bestimmten Gegenstand in der Sinnenwelt auf eine andre Weise sieht, so sieht ...
Ludwig Börne Aphorismen und Miszellen 1. Minister fallen wie Butterbrode: gewöhnlich auf die gute Seite. 2. Eitelkeit ist Ökonomie; man sollte sie nicht tadeln, sie ist eine Tugend. Der Eitle legt täglich einige kleine Befriedigungen seiner Eigenliebe zurück und bringt so ...
Johann Gottfried Seume Apokryphen Es ist doch wohl möglich, daß ich zuweilen auch einen guten Gedanken habe; also will ich es immer meiner Faulheit abgewinnen und manchmal einiges niederschreiben. Wenn vielleicht das nämliche wiederholt und variiert vorkommen sollte, so ist das ...
Friedrich Maximilian Klinger Betrachtungen und Gedanken über verschiedene Gegenstände der Welt und der Literatur
Johann Wolfgang Goethe Maximen und Reflexionen
[Aus »Sudelbuch« A] Der große Kunstgriff kleine Abweichungen von der Wahrheit für die Wahrheit selbst zu halten, worauf die ganze Differential-Rechnung gebaut ist, ist auch zugleich der Grund unsrer witzigen Gedanken, wo oft das Ganze hinfallen würde, wenn wir die ...
[Aus »Sudelbuch« B] Wenn er seinen Verstand gebrauchen sollte, so war es ihm als wenn jemand, der beständig seine rechte Hand gebraucht hat, etwas mit der linken tun soll. [B 1] Er hatte zu nichts Appetit und aß doch von allem ...
[Aus »Sudelbuch« C] Die eine Schwester ergriff den Schleier und die andere den Hosen-Schlitz. πμ [C 5] Bei mir liegt das Herz dem Kopf wenigstens um einen ganzen Schuh näher als bei den übrigen Menschen, daher meine große Billigkeit ...
[Aus »Sudelbuch« D] Livius wußte schon nicht einmal mehr mit Gewißheit zu sagen ob die Horatier oder die Kuriatier die Römer waren. [D 8] In den Worten Vox populi vox Dei steckt mehr Weisheit, als man heut zu Tage in vier ...
[Aus »Sudelbuch« E] Die Gedanken dicht und die Partikeln dünne. [E 16] Der Mann hat recht, sollte man sagen, aber nicht nach den Gesetzen, die man sich in der Welt einstimmig auferlegt hat. [E 33] Daß die wichtigsten Dinge durch ...
[Aus »Sudelbuch« F] Das Doktor-Werden ist eine Konfirmation des Geistes. [F 19] Unsere Prose ginge so stolz und unsere Poesie so demütig einher. Ist denn das etwas so gar Abscheuliges? Die Prose ist lange genug zu Fuß gegangen (pedestris ...
[Aus »Sudelbuch« G] Der Verstand scheint das Band zu sein, wodurch wir mit der Welt überhaupt und mit ihren Absichten zusammenhängen, nicht unser Gefühl allein. Wenigstens muß der Verstand vorher erkannt haben, und dann können sich seine Schlüsse endlich, zur Klarheit ...
[Aus »Sudelbuch« H] Gegenstände der Satyre in meinem Gedicht: Moden und Trachten, schlechtes Theater, ausländisches Recht, Mangel an Ehrerbietung gegen die Alten, Phlegma der Justizpflege, Affektation der Studenten, Kriechen der Professoren vor reichen Studenten, Fresserei, Zwangsehen, Unehrlichkeit der Kinder außer der ...
[Aus »Sudelbuch« J] Ich habe öfters gesehen, daß sich wo die Schweine weiden, Krähen auf sie setzen, und achtgeben, wenn sie einen Wurm aufwühlen herabfliegen und ihn holen, alsdann sich wieder an ihre alte Stelle setzen. Ein herrliches Sinnbild von dem ...
[Aus »Sudelbuch« K] Durch die Ermordung Ludwigs XVI. wurden Leute gegen die Grundsätze jener fränkischen Vandalen empfindlich, die es vorher nicht waren. Jene Tat war die Sprache, wodurch sie ihnen verständlich wurden; und sie zu rächen, tut jetzt mancher, was er ...
[Aus »Sudelbuch« L] Nicht intolerant, aber intolerabel. Herr S. Lion. [L 1] Der Weisheit erster Schritt ist: Alles anzuklagen, Der letzte: sich mit Allem zu vertragen. [L 2] Man wirft oft den Großen vor, daß sie sehr viel Gutes hätten ...
[Verstreute Bemerkungen] Leute, die viel auf der Straße lesen, lesen gemeiniglich nicht viel zu Hause. [VB 3] Auch selbst den weisesten unter den Menschen sind die Leute, die Geld bringen, mehr willkommen, als die, die welches holen. [VB 4] Man ...